Hierzulande kennt man Weihrauch insbesondere aus der Kirche, da es Bestandteil vieler Rituale ist. Jedoch passt Weihrauch auch sehr gut zu Weihnachten und kann mit seinem angenehmen Duft eine herrliche Atmosphäre schaffen. Doch Weihrauch kann noch viel mehr! Es hat zahlreiche Wirkstoffe, die gesundheitliche Beschwerden lindern können. Nicht nur, dass es antibakteriell wirkt, auch wurde im Mittelalter versucht damit die Pest zu vertreiben. Denn bereits im Altertum wusste man, dass Weihrauchdampf eine heilende Wirkung hat. Nicht umsonst hatten die Heiligen Drei Könige neben Gold und Myrrhe auch Weihrauch im Gepäck und beschenkten das Jesuskind damit.
Die Weihrauchpflanze
Die Weihrauchpflanze, auch Weihrauchbaum oder einfach Weihrauch genannt, gehört zur Pflanzengattung der Balsambaumgewächse, kann bis zu 8 Metern hoch werden und hat traubige Blütenstände, die eine Länge von bis zu 25 cm erreichen können. Die Rinde ist ähnlich wie Papier und blättert nach und nach ab. Dabei verfügt der Weihrauch über ein milchiges Gummiharz, welches in schizogenen Exkreträumen in der Rinde zu finden ist.
Weihrauch wächst vor allem in Trockengebieten wie etwa im Süden Omans, in Jemen, Indien und rund um das Horn von Afrika. Somit fühlt sich die Pflanze in sehr karger Landschaft besonders wohl und gedeiht prächtig. Geschützt und umgeben von Klippen und Felsen kann die Weihrauchpflanze bis zu einer Höhe von 1200 m über dem Meeresspiegel gut gedeihen. Die Gewinnung des Weihrauchharzes beginnt zwischen Ende März und Anfang April und verläuft über mehrere Monate. Um das Harz zu gewinnen, werden an den Ästen sowie am Stamm Schnitte gemacht oder die Rinde abgetragen, damit das Weihrauchharz herausfließen kann. Dieses wird dann für die Weiterverarbeitung luftgetrocknet.

Allerdings ist der erste Erntevorgang nicht sehr hochwertig und wurde vor Jahren einfach weggeworfen. Heute allerdings ist auch dieses Weihrauchharz im Handel zu finden. Nach etwa drei Wochen kann dann eine gute Qualität geerntet werden, die von Woche zu Woche hochwertiger und reiner wird. Je nach Alter, Größe sowie Zustand des Weihrauchs kann eine Ausbeute von 3 bis 10 kg Weihrauchharz gewonnen werden. Allerdings muss der Weihrauchbaum nach mehreren Ernten hintereinander einige Jahre ruhen, damit der Ertrag wieder hochwertig und gut wird.
Der Einsatz von Weihrauch vor 5000 Jahren
Schon seit mehr als 5000 Jahren wird Weihrauch in der indischen Naturheilkunde Ayurveda eingesetzt. Dabei wird zum Beispiel der Trockenextrakt des Harzes in Pulver, Öle auch oder Pflaster beigemischt, um die Heilkraft zu nutzen. Bereits in alten medizinischen Schriften steht, dass Weihrauch hervorragend bei Hautkrankrankheiten, rheumatischen Erkrankungen , Darmentzündungen sowie Asthma und chronischer Bronchitis helfen kann. In der westlichen Medizin wird Weihrauch insbesondere als Heilmittel bei chronischen Entzündungen eingesetzt.
Auch heutzutage werden Arbeitsgruppen gegründet, die sich mit der Wirkung von Weihrauch auseinandersetzen und die Inhaltsstoffe auf Herz und Nieren prüfen. Eine positive Wirkung wird bei Neurodermitis, Hirntumoren oder auch Multipler Sklerose nahegelegt. Prof. Dr. med. Christoph Heesen, Leiter der MS-Tagesklinik im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hat in Zusammenarbeit mit weiteren Ärzten die Weihrauch-Wirkung bei Multiple Sklerose getestet.[1] Das Ergebnis fiel positiv aus und lässt hoffen, dass Weihrauch hier sehr gut zum Einsatz kommen kann.
Weihrauch-Kapseln und ‑Medikamente in Deutschland

Mittlerweile werden für die Behandlung pulverisiertes Weihrauchharz wie auch Weihrauch-Kapseln mit Extrakt eingesetzt. Medikamente aus Weihrauch sind in Deutschland nicht zugelassen, da die Studienlage noch nicht ausreichend genug ist. Deshalb sind solche Präparate nur als Nahrungsergänzungsmittel zu finden.
Die Wissenschaftler haben aber schon hervorragende Arbeit geleistet. Weihrauch ist ein sehr komplexes Gemisch aus mehr als 80 chemischen Verbindungen und die Inhaltsstoffe wirken sehr positiv auf chronische Entzündungen.
Die Boswelliasäure blockiert ganz gezielt die Leukotriensynthese und dann gehen die Entzündungen zurück.
Dr. Johann Jauch von der TU München
Im Gegensatz zur Naturmedizin setzen die Chemiker darauf, die heilenden Substanzen zu isolieren, da erst so ein Medikament nach westlichen Kriterien überprüft werden kann. Allerdings sind sie noch nicht soweit, dass sie ein eigenes Mittel auf den Markt bringen können.
Bioverfügbarkeit von Weihrauch
Eine Schwierigkeit, die bei der Einnahme von Weihrauch noch recht unbekannt ist, ist seine Bioverfügbarkeit. Die Bioverfügbarkeit zeigt an, wie gut ein Inhaltsstoff vom Körper aufgenommen und verwertet werden kann. Dadurch, dass die Pflanzenstoffe im Weihrauch fettlöslich sind, können sie nur in kleiner Anzahl in den Organismus gelangen und werden zum Großteil ausgeschieden, ohne ihre volle Wirkung entfalten zu können.
Folglich ist es wichtig, auf eine hohe Dosierung oder erhöhte Bioverfügbarkeit bei Weihrauch zu achten. Die Verwertbarkeit kann entweder geringfügig durch die gleichzeitige Einnahme von fetthaltiger Nahrung erhöht werden oder durch die Verwendung von Mizellen-Weihrauch. Mizellen haben bereits bei Kurkuma bewiesen, dass sie die Bioverfügbarkeit von fettlöslichen Stoffen um ein Vielfaches verbessern können.
Was sind Mizellen?
Mizellen sind Teilchen, die eine fett- und wasserlösliche Schicht um einen Stoff bilden. Dadurch kann dieser besser die Darmwand durchdringen und in die Blutbahn gelangen. So erreicht eine höhere Menge des Wirkstoffs von Erkrankungen betroffene Stellen im Körper und seine volle Wirkung entfalten.
Die Inhaltsstoffe von Weihrauch

Die Inhaltsstoffe, die im Harz des Weihrauchbaums enthalten sind, bieten zahlreiche positive Eigenschaften. Insbesondere die Boswelliasäuren sind ein wirksamer Bestandteil und maßgeblich für die entzündungshemmende Wirkung zuständig. Doch auch die Gerbstoffe und die ätherischen Öle leisten einiges, damit der Körper vom Weihrauch profitieren kann. Vor allem diese Inhaltsstoffe können Entzündungen , die durch das Enzym 5‑Lipoxygenase verursacht werden, stoppen. Studien legen nahe, dass Boswelliasäuren, ganz besonders bei chronischen Entzündungen eine entzündungshemmende Wirkung haben und so ideal bei Rheuma oder Polyarthritis eingesetzt werden können. Doch auch bei Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa kann der Weihrauchharz positiv wirken.
Die Wirkung von Weihrauch
Insbesondere auf die Beeinflussung von Entzündungsmediatoren erzielt Weihrauch seine Wirkung. Weihrauch unterdrückt, wie beispielsweise Cortison, die Entzündungen und hemmt wie Ibuprofen oder Diclofenac die Aktivierung. Allerdings hat Weihrauch dabei keine Nebenwirkungen wie die Medikamente.
Mehr als 200 Inhaltsstoffe sind mittlerweile identifiziert worden, was wiederum zeigt, dass die Wissenschaftler auf Hochtouren arbeiten und wissen, welche guten Eigenschaften das Weihrauchharz hat. Es konnte auch gezeigt werden, dass bei einer Einnahme von Weihrauch Extrakten die Aktivität des Enzyms Cathepsin G, welches für Entzündungen zuständig ist, um mehr als 60 Prozent verringert werden kann.[2] Doch auch die antioxidative Wirkung scheint bei Entzündungen eine wichtige Rolle zu spielen.
Weihrauch hilft bei Gicht, Arthritis und Rheuma

Ganz traditionell wird das Weihrauchharz schon seit Jahrtausenden in der indischen und orientalischen Heilkunde bei Behandlungen von Entzündungen wie Gicht, Rheuma oder Arthritis eingesetzt. Doch auch bei Geschwüren und bei der Behandlung von Wunden kann das Harz des Weihrauchbaumes positiv wirken. Dies ist den entzündungshemmenden Substanzen zuzuschreiben, die so jede Entzündung stoppen können. Vor allem bei rheumatischen Beschwerden ist Weihrauch eine große Hilfe. Eine Studie aus dem Jahr 2008 zeigte positive Ergebnisse.[3] Denn nicht nur, dass es die Entzündungen hemmt und wieder zurückführt, auch heilt es die Blutgefäße, die durch die Entzündungen beschädigt wurden. Somit kann schnell eine Linderung der Symptome wie auch der Schmerzen herbeigeführt werden.
Weihrauch ist eine große Hilfe bei entzündlichen Darmerkrankungen
Aber auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa sowie bei Morbus Crohn kann das Harz des Weihrauchs wahre Wunder wirken. Eine Studie von indischen Wissenschaftlern zeigte bei Colitis ulcerosa Patienten eine Besserung bei den Symptomen und Blutwerten. [3]

Auch wenn Morbus Crohn nicht heilbar ist, können die Symptome gelindert und die Schübe signifikant reduziert werden. Oftmals kommt es vor, dass die Patienten fast beschwerdefrei sind, auch wenn sie die Krankheit noch immer in sich tragen. Weihrauch kann die Entzündung im Dickdarm reduzieren und die Lebensqualität verbessern.
Mit Boswellia Krebs vorbeugen
Insbesondere der indische Weihrauch (Boswellia serrata) steht im Mittelpunkt vieler Studien. Denn gerade er soll in der Lage sein, das Wachstum der Krebszellen zu hemmen.[5] Ein Immunologe aus Oman, Mahmoud Suhali sagt, dass Weihrauch die beschädigte DNA repariert und kann sogar die DNA so programmieren, dass die Zelle wieder so funktioniert, wie eine gesunde Zelle. Sogar bei Krebszellen, die resistent gegen eine Chemotherapie waren, konnten Weihrauch die Zellen wieder umprogrammieren!
Die Forschung befindet sich jedoch noch am Anfang und braucht größere und längere Studien, um eine eindeutige Aussage treffen zu können, ob Weihrauch bzw. Boswellia tatsächlich Krebs vorbeugen kann. Die Möglichkeit einer ergänzenden Therapie kann jedoch in Betracht gezogen und mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Weihrauch bei Neurodermitis und Schuppenflechte

Auch bei Neurodermitis ist Weihrauch ein guter Helfer. Mittlerweile ist eine entsprechende Weihrauch-Creme auf dem Markt, die Linderung verspricht und vielen Patienten geholfen hat. Für Neurodermitis Patienten sind verschiedene Creme-Zusammensetzungen auf dem Markt zu finden, die individuell zum Einsatz kommen.
Weihrauch kann durch die Boswelliasäure die Entzündung hemmen und somit auch bei Neurodermitis und Schuppenflechte einen positiven Effekt erwirken. Insbesondere das Enzym Cathepsin G, welches vorwiegend für Entzündungen zuständig ist, wird von Weihrauch gehemmt.[2] Gerade bei Patienten mit Schuppenflechte kommt das „Entzündungs-Enzym“ in hoher Anzahl vor und die im Weihrauch enthaltenen Boswelliasäuren können hierbei hervorragend helfen.
Chronische Bronchitis und Asthma mit Weihrauch bekämpfen

Wie auch bei allen anderen entzündlichen Beschwerden eignet sich auch hier der Weihrauch ideal, um ihn bei Asthma und chronischer Bronchitis einzusetzen. Die Entzündung wird gehemmt und die Linderung tritt schnell ein. Bei einer chronischen Bronchitis sowie bei Asthma sind die Bronchien entzündet. Meist wurden diese mit Cortison behandelt. Auf kurze Sicht gesehen kann Cortison sinnvoll sein. Wer dieses Medikament aber länger einnimmt muss mit zahlreichen Nebenwirkungen rechnen. Gerade der Zahn- und Knochenstoffwechsel wird sehr beeinträchtigt und als Folge einer längeren Einnahme können die Nebenwirkungen bis hin zur Osteoporose führen. Eine Therapie mit Boswellia hingegen ist vollkommen nebenwirkungsfrei und hilft ebenso gut, wie Cortison. Diese Weihrauch- bzw. Boswellia-Therapie kann somit für erhebliche Erleichterung sorgen.
Weihrauch für Körper und Geist
Weihrauch ist aber nicht nur bei schweren Erkrankungen ein großer Helfer. Er beruhigt, stärkt Körper und Geist und wirkt sogar antidepressiv.[6] Außerdem entspannt Weihrauch die Muskeln und stimuliert die Immunkraft. Weihrauch ist aber auch ein wichtiger Helfer bei Erkältungskrankheiten. Es erleichtert das Abhusten, wirkt wohltuend auf den Körper und hilft auch dabei, besser atmen zu können. Weiterhin kann Weihrauch bei Konzentrationsstörungen eingesetzt werden und hilft ebenfalls dabei Schwellungen bei Insektenstichen zu mindern. Die positiven Eigenschaften des Weihrauchs sind hervorragend und es kann für vielseitige Beschwerden eingesetzt werden.

Nebenwirkungen von Weihrauch
Weihrauchharz ist nahezu nebenwirkungsfrei. Wie bei allen pflanzlichen Mitteln kann es immer wieder zu individuellen allergischen Reaktionen kommen, die allerdings sehr selten auftreten. Weitere mögliche Weihrauch-Nebenwirkungen können auch im Zusammenhang mit dem Darm entstehen. Diese treten jedoch ebenfalls sehr selten auf.
Anwendung von Weihrauch bei schweren Krankheiten
Bei der Anwendung von Weihrauch kommt es selbstverständlich auf die Therapieart an. In erster Linie ist der Arzt für die Dosierung verantwortlich und weiß genau, in welcher Höhe der Weihrauch Extrakt in den Tabletten oder Kapseln enthalten sein muss. Eine Selbstmedikation sollte auf keinen Fall durchgeführt werden, wenn schwerwiegende Krankheiten vorliegen. Wichtig bei einer Therapie für die gesundheitlichen Beschwerden ist auf jeden Fall die richtige Dosierung.
Vorbeugende Einnahme von Weihrauch
Weihrauch kann natürlich auch vorbeugend eingenommen werden, da wichtige sekundäre Pflanzenstoffe darin enthalten sind, die sich positiv auf den Körper auswirken. Wer seiner Gesundheit etwas Gutes tun möchte, kann täglich 1 bis 3 Kapseln – je nach der Empfehlung des Herstellers – kurz vor dem Essen, einnehmen. Wichtig sind dabei eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine erhöhte Bioverfügbarkeit.
Weihrauch kaufen
Als Nahrungsergänzung können Weihrauch-Kapseln z.B. über das Internet bezogen werden. Hier sind eine entsprechende Dosierung oder hohe Bioverfügbarkeit wichtig. Weihrauch-Creme oder ‑öl können ebenfalls online oder im Reformhaus gekauft werden. In jedem Fall sollte die Dosierung und die Anwendung von Weihrauch-Produkten beim Kauf ebenfalls bedacht werden.
Fazit
Weihrauch wird nicht umsonst schon Jahrtausende als Heilmittel eingesetzt. Es kann nicht nur vorbeugend auf den Körper, insbesondere auf die Gelenke wirken, sondern es kann auch Krankheiten lindern. Durch seine entzündungshemmenden Eigenschaften der Boswelliasäuren wird es auch in der Medizin als Cortisonersatz und Schmerzmittelersatz eingesetzt. Besonders Menschen, die Gelenkprobleme haben werden mit Weihrauch eine große Linderung erfahren.
Quellen
[1] C. Heesen, [Vortrag] Die Behandlung der MS — haben wir nur Arzneimittel als Therapie? 2014, https://www.socium.uni-bremen.de/uploads/Veranstaltungen/2014/140624_Medizinkongress_Vortrag_Heesen.pdf Abgerufen am 08.01.2020
[2] Koerberle A., et al., 2018, Triterpene Acids from Frankincense and Semi-Synthetic Derivatives That Inhibit 5‑Lipoxygenase and Cathepsin G., Molecules 2018 Feb 24: 23(2), https://www.mdpi.com/1420–3049/23/2/506 Abgerufen am 16.12.2019
[3] Sengupta K., et al., 2008, A double blind, randomized, placebo controlled study of the efficacy and safety of 5‑Loxin for treatment of osteoarthritis of the knee, Arthritis Research & Therapy, 10(4): R85, https://arthritis-research.biomedcentral.com/articles/10.1186/ar2461 Abgerufen am 16.12.2019
[4] Gupta, I. et al.: Effects of Boswellia serrata gum resin in patients with ulcerative colitis. Eur. J. Med. Res. 1997; 2: 3743
[5] Ahmed HH., et al., 2015, Phytochemical Analysis and Anti-cancer Investigation of Boswellia serrata Bioactive Constituents In Vitro. Asian Pacific journal of cancer prevention: APJCP, 16(16), Seite 7179–88 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26514509 Abgerufen am 16.12.2019
[6] Ahmed AH, et al., 2019, Distribution of the anti-inflammatory and anti-depressant compounds: Incensole and incensole acetate in genus Boswellia. Phytochemistry. S. 28–40, sciencedirect.com, Abgerufen am 08.11.2019