Weih­rauch bei Atemwegserkrankungen

Weih­rauch bei Atemwegserkrankungen

Jeder kennt es: Man wacht eines morgens auf und der Hals schmerzt. Dies ist in den meisten Fällen ein Indiz dafür, dass sich eine Erkäl­tung anbahnt. Dabei handelt es sich um den wohl bekann­testen Vertreter der Gruppe der Atem­wegs­er­kran­kungen. Dazu zählen neben Erkäl­tungen auch Krank­heiten wie die Grippe, Asthma, Lungen­ent­zün­dungen und Bron­chitis. Diese Erkran­kungen werden vor allem mit viralen und bakte­ri­ellen Infek­tionen in Verbin­dung gebracht. Jedoch spielen gerade bei chro­ni­schen Prozessen auch Entzün­dungen eine wich­tige Rolle.

Weih­rauch wird tradi­tio­nell zur Behand­lung von Atem­wegs­er­kran­kungen einge­setzt. Dank seiner immun­un­ter­stüt­zenden und entzün­dungs­hem­menden Wirkung soll er Infek­tionen vorbeugen und Symptome lindern. Ob er dabei eine gute Alter­na­tive zur herkömm­li­chen Medizin darstellt, soll im Folgenden genauer beleuchtet werden.

Was gehört alles zu den Atemwegen?

Die Atem­wege bestehen aus einer Reihe von Organen, die für den Gasaus­tausch in der Lunge zuständig sind. Ein Atemzug beginnt in der Nasen­höhle. Hier wird die Luft einge­atmet und durch die enthal­tene Nasen­schleim­haut befeuchtet, erwärmt und gefil­tert. Im hinteren Bereich der Nase, dem Nasopha­rynx, wird der Luft­strom von der Nasen­höhle zum Rachen geleitet.

Die Mund­höhle bietet eine alter­na­tive Öffnung zum Atmen. Auch von hier wird der Luft­strom in den Rachen geleitet. Der Rachen, auch Pharynx genannt, ist ein gemein­samer Bereich für die Atem- und Spei­se­wege. Man unter­teilt ihn in drei Bereiche: Den Nasopha­rynx, den Oropha­rynx und den Laryngopharynx.

Der Kehl­kopf, oder Larynx ist ein knor­pe­liger Bereich, der den Über­gang von den oberen zu den unteren Atem­wegen bildet. Er enthält die Stimm­bänder, die für die Stimm­bil­dung verant­wort­lich sind. Hinter dem Kehl­kopf geht die Luft­röhre ab, die sich in Rich­tung Brust­höhle erstreckt. Sie besteht aus Knor­pel­ringen, die ihre Form aufrecht­erhalten und sie vor dem Zusam­men­fallen schützen.

Die Luft­röhre teilt sich dann in die zwei Haupt­bron­chien – den rechten und den linken Haupt­bron­chus. Sie führen zu den Lungen. Die Haupt­bron­chien verzweigen sich dann immer weiter und bilden den soge­nannten Bronchialbaum.

Das Ende der bron­chialen Verzwei­gung bilden die Lungen­bläs­chen, oder Alveolen. Das sind winzige luft­ge­füllte Säck­chen, in denen der Gasaus­tausch statt­findet. Die Wände der Alveolen sind von vielen Kapil­laren umgeben. Durch diese gelangt der Sauer­stoff ins Blut und Kohlen­di­oxid wird aus dem Blut in die Alveolen abge­geben [1,2,3].

Asthma: Wenn die Bron­chien krampfen

Asthma ist eine chro­nisch-entzünd­liche Atem­wegs­er­kran­kung. Sie führt zu peri­odi­schen Anfällen von Atemnot, Husten, Keuchen und Enge­ge­fühl in der Brust. Die Symptome vari­ieren von leicht bis schwer und können sich mit der Zeit stark verän­dern. Von Asthma können Menschen jedes Alters betroffen sein, meist beginnt es jedoch schon in der Kindheit.

Die genauen Ursa­chen von Asthma sind noch nicht voll­ends bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass gene­ti­sche wie auch Umwelt­fak­toren eine Rolle spielen.

Asth­ma­an­fälle werden meist durch Aller­gene wie Pollen, Schim­mel­pilze, Haus­staub­milben und Tier­haare ausge­löst. Die Ursache können aller­dings auch Infek­tionen der Atem­wege, körper­liche Anstren­gung, kalte Luft, Tabak­rauch und bestimmte Chemi­ka­lien und Substanzen am Arbeits­platz sein. Man unter­scheidet daher grob das aller­gi­sche, vom nicht-aller­gi­schen Asthma:

Beim aller­gi­schen Asthma hat der Körper eine Über­re­ak­tion auf bestimmte Umwelt­ein­flüsse. Die Atem­wege ziehen sich dann schlag­artig zusammen, um den Körper vor der vermeint­li­chen Gefahr zu schützen.

Beim nicht-aller­gi­schen Asthma reagiert das Immun­system eben­falls über. Jedoch nicht auf Aller­gene, sondern auf kleinste Verän­de­rungen wie zum Beispiel kalte Luft.

Was ist eine Allergie?

Aller­gien sind Über­re­ak­tionen des Immun­sys­tems auf norma­ler­weise harm­lose Substanzen. Diese Substanzen werden als Aller­gene bezeichnet. Bei Aller­gi­kern lösen diese Aller­gene eine Reak­tion aus, die Boten­stoffe wie Hist­amin frei­setzt. Diese verur­sa­chen Symptome wie Niesen, Juck­reiz oder Haut­aus­schläge. Die Reak­tionen vari­ieren je nach Aller­gietyp und werden durch Vermei­dung des Aller­gens oder durch Medi­ka­mente wie Anti­hist­ami­nika behandelt.

Adipo­sitas steht eben­falls in Verbin­dung mit Asthma. Das extra Gewicht wirkt sich auf die Atem­wege aus und kann bereits bestehendes Asthma verschlimmern.

Eine Sonder­form ist das belas­tungs-indu­zierte Asthma. Hierbei verengen sich durch die beschleu­nigte Atmung die Bron­chien was Atemnot und Husten zur Folge hat. Diese Form des Asthmas tritt meist in Kombi­na­tion mit anderen Arten auf [6].

Diagnose und Therapie von Asthma

Asthma wird durch eine gründ­liche Anamnese, körper­liche Unter­su­chung und Lungen­funk­ti­ons­tests diagnos­ti­ziert. Das Ziel der Behand­lung ist, die Symptome zu kontrol­lieren und die Entzün­dung der Atem­wege zu redu­zieren. Dadurch sollen schlimme Asth­ma­an­fälle verhin­dert werden. Den Betrof­fenen werden inha­la­tive Medi­ka­mente verschrieben. Dabei unter­scheidet man vor allem soge­nannte Bron­cho­di­la­ta­toren, die die verkrampften Atem­wege erwei­tern und Korti­kos­te­roide, die die Entzün­dung hemmen.

Leidet man an Asthma, so sollte man poten­zi­elle Auslöser wie Aller­gene oder irri­tie­rende Substanzen meiden. Betrof­fene sollten einen indi­vi­du­ellen Asthma-Akti­ons­plan haben, mit dem sie ihre Symptome über­wa­chen und ange­mes­sene Maßnahmen ergreifen können.

Asthma wird nach dem Schwe­re­grad unter­teilt. Dieser bezieht sich auf die Möglich­keit, die Anfälle zu kontrol­lieren. Es gibt das unkon­trol­lierte, teil­weise kontrol­lierte und kontrol­lierte Asthma [4,5,6].

Weih­rauch zur Linde­rung von asth­ma­ti­schen Beschwerden?

Zusätz­lich zur medi­ka­men­tösen Therapie können pflanz­liche Wirk­stoffe die Asthma-Therapie unter­stützen. Weih­rauch ist hierbei ein beson­ders viel­ver­spre­chender Kandidat. Durch seine entzün­dungs­hem­menden Eigen­schaften beru­higt er das Immun­system und redu­ziert die Über­re­ak­tion. Dadurch wird außerdem einer Schä­di­gung der Atem­wege durch den chro­ni­schen Reiz entgegengewirkt.

Die posi­tiven Eigen­schaften konnten auch schon in Studien nach­ge­wiesen werden: Dort sollte eine Gruppe von 32 Probanden, die an Asthma litten, für vier Wochen zweimal täglich Weih­rauch-Extrakt inha­lieren. Im Vergleich zu der herkömm­li­chen Therapie, benö­tigten die Test­per­sonen nach den vier Wochen weniger von ihrer Stan­dard­me­di­ka­tion. Durch diese Dosis­re­duk­tion ließen sich unter anderem medi­ka­men­töse Neben­wir­kungen redu­zieren [7].

Atem­wegs­in­fekte: Erkäl­tung, Grippe und Co

Einer der häufigsten Gründe für Atem­wegs­be­schwerden sind Krank­heits­er­reger. Diese umfassen sowohl Viren wie auch Bakte­rien. Die typi­sche Erkäl­tung führt zu Symptomen wie Hals­schmerzen, Husten, Schnupfen sowie leichtem Fieber. Hinter solchen Erkran­kungen verbergen sich meist Viren wie das Respi­ra­tory Syncy­tial Virus (RSV), seltener auch Bakte­rien. Diese führen dabei meist auch zu schwe­reren Infekten.

Es gibt jedoch auch Ausnahmen von dieser Regel. Eine schwer verlau­fende virale Infek­tion ist die Grippe. An dieser Krank­heit sterben jähr­lich tausende von Menschen welt­weit. Sie wird ausge­löst vom soge­nannten Influ­en­za­virus. Die Symptome sind deut­lich schwer­wie­gender im Vergleich zu einer Erkäl­tung und umfassen hohes Fieber, Glie­der­schmerzen und Müdig­keit. Für Ältere und Menschen mit einem einge­schränktem Immun­system ist diese Erkran­kung poten­ziell lebensbedrohlich.

Insge­samt sind bakte­ri­elle Atem­wegs­er­kran­kungen zwar schwer­wie­gender, jedoch besser zu behan­deln als virale Infekte. Schwere Verläufe werden dabei anti­bio­tisch therapiert.

Bei Viren ist es etwas kompli­zierter: Für diese Patho­gene gibt es keine Anti­bio­tika, sondern anti­vi­rale Stoffe. Dies sind kleine chemi­sche Komplexe, die bestimmte Proteine der Viren blockieren, und somit die Infek­tion aufhalten sollen. Da Viren jedoch häufig die zell­ei­genen Orga­nellen für ihre Vermeh­rung nutzen, ist eine Therapie mit anti­vi­ralen Stoffen oft auch sehr schäd­lich für den Betrof­fenen [8].

Weih­rauch gegen Atemwegsinfekte

Gerade bei viralen Infekten bieten pflanz­liche Wirk­stoffe großes Poten­tial. Weih­rauch konnte nach­weis­lich schon gegen viele verschie­dene Viren helfen. Er blockiert bestimmte Stoff­wech­sel­wege, die wichtig für die Infek­tion und die Vermeh­rung von Viren sind. Außerdem modu­liert er auf verschie­dene Arten das Immun­system so, dass es härter gegen die Infek­tion vorgeht, ohne dabei den Wirt zu schädigen.

Beson­ders gegen Viren, die Atem­wegs­er­kran­kungen auslösen, hatte Weih­rauch einen großen Effekt.

Es wird auch schon nach Möglich­keiten gesucht, um Weih­rauch bei der Formu­lie­rung von neuen Impf­stoffen einzu­binden. Dadurch sollen diese wirk­samer und weniger fordernd für den Menschen werden. Die meisten Studien zur anti­vi­ralen Wirkung von Weih­rauch wurden jedoch nicht an Menschen, sondern an Tieren gemacht. Daher ist es noch abzu­warten, wie wirksam diese neue Art von anti­vi­ralen Stoffen beim Menschen sind [9].

Die Biover­füg­bar­keit als limi­tie­render Faktor

Ein Problem bei der thera­peu­ti­schen Verwen­dung von Weih­rauch ist seine geringe Biover­füg­bar­keit: Die stark fett­lös­li­chen Boswel­lia­säuren werden nur schlecht im Darm absor­biert und gelangen so auch nicht in andere Gewebe [10]. Um diese Hürde zu über­winden, wurden verschie­dene Methoden zu Verbes­se­rung der chemi­schen Eigen­schaften der Boswel­lia­säuren unter­sucht. Die effek­tivste Darrei­chungs­form scheinen dabei soge­nannte Mizellen zu sein. Dabei handelt es sich um kleine Mole­küle, die in wäss­riger Umge­bung fett­lös­liche Substanzen einschließen. Diese gelangen dadurch leichter über die Darm­schleim­haut ins Blut [11]. Speziell für die Therapie von Erkran­kungen außer­halb des Magen-Darm-Trakts bieten sich solche Präpa­rate an.

Fazit

Atem­wegs­er­kran­kungen sind sehr verbreitet und stellen die Medizin immer noch vor große Probleme. Asthma führt zu unan­ge­nehmen Symptomen und schränkt die Lebens­qua­lität für die Betrof­fenen stark ein. Im Fall eines unkon­trol­lierten Anfalls kann es außerdem sogar zum Tod führen. Dank seiner entzün­dungs­hem­menden Eigen­schaften kann Weih­rauch hier helfen: Er verrin­gert die Symptome und senkt über einen längeren Zeit­raum hinweg den Bedarf an inha­la­tiven Medikamenten.

Auch Viren sind ein großer Verur­sa­cher von Atem­wegs­pro­blemen. Virale Infekte können dabei im schlimmsten Fall eben­falls zum Tod führen. Anti­vi­rale Stoffe sind zwar für viele verschie­dene Viren erhält­lich, schä­digen aber zugleich den Wirt selbst. Dank seiner anti­vi­ralen Eigen­schaften bietet Weih­rauch das Poten­tial, gegen Viren vorzu­gehen. Zugleich modu­liert er das Immun­system, um die Infek­tion stärker zu bekämpfen.

Weih­rauch konnte signi­fi­kante Effekte in verschie­denen Studien zu Atem­wegs­er­kran­kungen aufweisen. Die genauen Eigen­schaften müssen jedoch noch weiter erforscht werden. In Zukunft könnte speziell mizel­larer Weih­rauch jedoch als eine Ergän­zung zur herkömm­li­chen Therapie Anwen­dung finden. 

Quellen

  1. Anatomie und Physio­logie der Atem­wege (16.7.2023)
  2. Larsen R. Physio­logie der Atmung. Anäs­thesie und Inten­siv­me­dizin für die Fach­pflege. 2016 Jun 14:696–708. German. doi: 10.1007/978–3‑662–50444-4_52. PMCID: PMC7531425.
  3. Penta Arznei­mittel » Anatomie der Atem­wege (penta​-arznei​mittel​.de) (16.7.2023)
  4. Asthma (who​.int) (23.7.2023)
  5. Asthma — Symptoms and causes — Mayo Clinic (23.7.2023)
  6. Asthma-Arten: Formen und Schwe­re­grade | asthma​.de(23.7.2023)
  7. Ferrara, T., Gian­carlo De Vincen­tiis, and Fran­cesco Di Pierro. “Func­tional study on Boswellia phyto­some as comple­men­tary inter­ven­tion in asth­matic pati­ents.” Eur Rev Med Phar­macol Sci 19.19 (2015): 3757–3762.
  8. via medici: leichter lernen — mehr verstehen (thieme​.de) (23.7.2023)
  9. Jams­hidi Z, Hashemi M, Yazdian-Robati R, Etemad L, Salmasi Z, Keshar­wani P. Effects of Boswellia species on viral infec­tions with parti­cular atten­tion to SARS-CoV‑2. Inflam­mo­phar­ma­co­logy. 2022 Oct;30(5):1541–1553. doi: 10.1007/s10787-022–01037‑4. Epub 2022 Jul 26. PMID: 35882701; PMCID: PMC9321285.
  10. Du, Z., Liu, Z., Ning, Z., Liu, Y., Song, Z., Wang, C., & Lu, A. (2015). Pros­pects of boswellic acids as poten­tial phar­maceu­tics. Planta Medica, 81(4), 259–271. https://doi.org/10.1055/s‑0034–1396313
  11. Meins, J., Behnam, D., & Abdel-Tawab, M. (2018). Enhanced absorp­tion of boswellic acids by a micellar solu­bi­lized deli­very form of Boswellia extract. NFS Journal. https://​doi​.org/​1​0​.​1​0​1​6​/​j​.​n​f​s​.​2​0​1​8​.​0​4​.001