Seit mehr als 5000 Jahren kommt Weihrauch als Heilpflanze in der indischen Naturheilkunde Ayurveda zum Einsatz. Schon damals war die heilende Wirkung bekannt und das Harz wurde als Medizin eingesetzt. Insbesondere bei entzündlichen Krankheiten findet der Weihrauch Anwendung, doch auch zur Vorbeugung kann Boswellia verabreicht werden. Vor allem Mizellen-Weihrauch konnte Studien sein therapeutisches Potential unter Beweis stellen.
Weihrauch bei Rheuma und Arthrose
Weihrauch kann die Beschwerden von Rheuma und Arthrose maßgeblich lindern. So können Gelenkentzündungen verringert und Schmerzen gelindert werden. In einer Studie einer indischen Universität haben Forscher Arthrose-Patienten Boswellia serrata – indischen Weihrauch – verabreicht. Alle Teilnehmer berichteten von verringerten Schmerzen im Knie und einer verbesserten Beweglichkeit des Gelenks. Dadurch konnten sie beim Laufen längere Strecken zurücklegen. Die Wissenschaftler empfehlen deshalb den Wirkstoff des Weihrauchs – die Boswelliasäuren – als eine Therapie bei Arthrose und rheumatischen Erkrankungen zur Linderung von Gelenkschmerzen.[1]
Weihrauch bei Entzündungen
Weihrauch soll eine entzündungshemmende Wirkung zeigen. Diese ist insbesondere auf die enthaltenen Boswelliasäuren zurückzuführen. Dadurch kann Weihrauch bei diversen entzündlichen Erkrankungen eingesetzt werden. In einer iranischen Studie wurden beispielsweise 80 Schlaganfall-Patienten untersucht, die erhöhte Entzündungswerte aufzeigten. Nach einer einmonatigen Therapie mit Boswelliasäuren konnte eine signifikante Senkung von Entzündungsmarkern im Blut der Studienteilnehmer festgestellt werden. Außerdem konnte eine deutliche Verbesserung der neurologischen Funktionen im Vergleich zu der Placebo-Gruppe beobachtet werden.[2]
Magen-Darm-Erkrankungen
Es gibt zahlreiche Gründe und Auslöser für Magen-Darm-Beschwerden. Viren oder eine Vergiftung können eine Ursache sein. Jedoch zählen auch entzündliche Krankheiten wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn zu den Auslösern. Weihrauch soll laut Forschungsergebnissen bei diesen Beschwerden Linderung verschaffen. In einer Studie des indischen Government Medical College wurde Patienten mit einer chronischen Darmentzündung Boswellia serrata gegeben. Bei 82% der Teilnehmer konnte ein Rückgang der Entzündung festgestellt werden. Das war ein besseres Ergebnis als in der Kontrollgruppe, die ein Medikament bekommen hatte.[3]
Boswellia gegen Multiple Sklerose
Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die im zentralen Nervensystem verläuft. Forscher des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf konnten in einer Studie feststellen, dass die Boswelliasäure AKBA Zellen und Entzündungsmarker, die in Verbindung mit Multipler Sklerose gebracht werden, hemmen können. Daher nehmen sie an, dass der Wirkstoff des Weihrauchs viel Potential hat, bei Krankheiten zu unterstützen, wo Entzündungen auf die gleiche Weise entstehen.[4]
Asthma mit Weihrauch behandeln
Weihrauch soll auch bei Asthma bronchiale Linderung verschaffen können. Wissenschaftler der Universität Tübingen konnten in einer Untersuchung feststellen, dass das Gummiharz der Weihrauchsorte Boswellia serrata bei Asthma-Patienten die Symptome verringern kann. Während der Studie konnte eine 70%-ige Verbesserung des gesundheitlichen Zustandes festgestellt werden, darunter weniger Atemnot, Rasselgeräusche und Asthmaanfälle.[5]
Hauterkrankungen mit Weihrauch bekämpfen
Bei Personen mit Schuppenflechte und Neurodermitis kommt das „Entzündungs-Enzym“ Cathepsin G in hoher Konzentration vor. Weihrauch und Boswelliasäuren hemmen dieses Enzym, sodass die Entzündung auf der Haut schnell abklingt und somit eine rasche Linderung bei den Symptomen verschafft. In einer Studie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt konnte gezeigt werden, dass die Einnahme von einem Weihrauch-Extrakt das Cathepsin G signifikant senken konnte.[6] Damit würde sich die anti-inflammatorische Wirkung der Boswelliasäuren erklären. So kann Weihrauch-Creme die Irritationen auf der Haut lindern und das Hautbild verbessern.
Psyche und Gedächtnis
Weihrauch soll eine beruhigende Wirkung auf die Psyche ausüben sowie die Gedächtnisfunktion unterstützen. In vorklinischen Studien konnte festgestellt werden, dass Boswelliasäuren sowohl das räumliche Gedächtnis [7], als auch das Kurzzeitgedächtnis [8] positiv beeinflussen. Zudem soll sich der Weihrauch-Inhaltsstoff Incensol stimmungsaufhellend auswirken. In einer Studie aus dem Jahr 2019 konnten Forscher aus Deutschland und Oman feststellen, dass dieser Wirkstoff bei Ängsten und Depressionen unterstützend wirkt.[9]
Weihrauch-Einsatz bei Krebs
Weihrauch kann zwar keinen Krebs heilen, jedoch gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass er das Potenzial hat eine Krebsbehandlung zu unterstützen. Forscher der Hamadan University of Medical Sciences konnten in einer Studie zeigen, dass ein Boswellia serrata Extrakt die Verbreitung von Darmkrebszellen signifikant hemmen und sie reduzieren kann.[10] Diese Ansätze aus vorklinischen Studien geben Aussicht auf mögliche neue Behandlungsmethoden bei Krebserkrankungen, erfordern jedoch weitere Untersuchungen.
Mizellen-Weihrauch
Die im Weihrauch enthaltenen Boswelliasäuren sind kaum wasserlöslich und werden daher nur schlecht im Darm aufgenommen. Man spricht auch von einer geringen Bioverfügbarkeit. Aus diesem Grund sind oft hohe Dosierungen von Weihrauch notwendig, um eine Wirkung zu erzielen.[11]
Eine Möglichkeit, diese Hürde zu überwinden, sind sogenannte mizellare Präparate. Hierbei werden die Boswelliasäuren in sogenannten Mizellen eingeschlossen. Diese können mit der Membran der Darmschleimhaut verschmelzen und setzen anschließend die Boswelliasäuren frei. Das Ergebnis ist eine massive Steigerung der Bioverfügbarkeit und Wirkung.[12]
Quellen
[1] Kimmatkar N, et al., 2003, Efficacy and tolerability of Boswellia serrata extract in treatment of osteoarthritis of knee–a randomized double blind placebo controlled trial. Phytomedicine, S. 3–7, https://www.sciencedirect.com/, Abgerufen am 08.11.2019
[2] Baram SM, et al., 2019, Functional improvement and immune-inflammatory cytokines profile of ischaemic stroke patients after treatment with boswellic acids: a randomized, double-blind, placebo-controlled, pilot trial. Inflammopharmacology, S. 1–12, https://link.springer.com/, Abgerufen am 07.11.2019
[3] Gupta I, et al., 1997, Effects of Boswellia serrata gum resin in patients with ulcerative colitis. European Journal of Medical Research, S. 37–43, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/, Abgerufen am 07.11.2019
[4] Stürner KH, et al., 2014, Boswellic acids reduce Th17 differentiation via blockade of IL-1β-mediated IRAK1 signaling. European Journal of Immunology, S. 1200–1212, https://onlinelibrary.wiley.com/, Abgerufen am 07.11.2019
[5] Gupta I, et al., 1998, Effects of Boswellia serrata gum resin in patients with bronchial asthma: results of a double-blind, placebo-controlled, 6‑week clinical study. European Journal of Medical Research., S. 511–514, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/ Abgerufen am 07.11.2019
[6] Tausch L, et al., 2009, Identification of human cathepsin G as a functional target of boswellic acids from the anti-inflammatory remedy frankincense. Journal of Immunology. S. 3433–3442, https://www.jimmunol.org/, Abgerufen am 08.11.2019
[7] Beheshti S, et al., 2018, Frankincense upregulates the hippocampal calcium/calmodulin kinase II‑α during development of the rat brain and improves memory performance. International Journal of developmental neurocience. S. 44–48, https://www.sciencedirect.com/ Abgerufen am 08.11.2019
[8] Taghizadeh M, et al., 2018, The effect of tablet containing Boswellia serrata and Melisa officinalis extract on older adults’ memory: A randomized controlled trial. Archives of gerontology and geriatrics. S. 146–150, https://www.sciencedirect.com/, Abgerufen am 08.11.2019
[9] Ahmed AH, et al., 2019, Distribution of the anti-inflammatory and anti-depressant compounds: Incensole and incensole acetate in genus Boswellia. Phytochemistry. S. 28–40, https://www.sciencedirect.com/, Abgerufen am 08.11.2019
[10] Ranjbarnejad T, et al., 2017, Methanolic extract of Boswellia serrata exhibits anti-cancer activities by targeting microsomal prostaglandin E synthase‑1 in human colon cancer cells.Prostaglandins & other lipid mediators. S 1–8, https://www.sciencedirect.com/, Abgerufen am 11.11.2019
[11] Du, Z., Liu, Z., Ning, Z., Liu, Y., Song, Z., Wang, C., & Lu, A. (2015). Prospects of boswellic acids as potential pharmaceutics. Planta Medica, 81(4), 259–271. https://doi.org/10.1055/s‑0034–1396313
[12] Meins, J., Behnam, D., & Abdel-Tawab, M. (2018). Enhanced absorption of boswellic acids by a micellar solubilized delivery form of Boswellia extract. NFS Journal. https://doi.org/10.1016/j.nfs.2018.04.001