Weihrauch kann vor allem aufgrund seiner gesundheitsfördernden Boswelliasäuren bei zahlreichen gesundheitlichen Problemen helfen. Dabei wird er auf unterschiedliche Weise angewendet. Weihrauch-Kapseln oder ‑tabletten sind eine Möglichkeit, um von den Inhaltsstoffen der traditionellen Heilpflanze zu profitieren. Was ist jedoch wichtig bei der Auswahl der richtigen Weihrauchtabletten und Kapseln?
Inhaltsstoffe von Weihrauch-Kapseln
Boswellia wird aus dem Harz des Weihrauchbaumes gewonnen, auch als Salaibaum bekannt. Weihrauch-Kapseln enthalten in der Regel aus dem Harz hergestellten Extrakt. Bei der Ernte des Harzes wird die Baumrinde abgeschabt, damit das Harz austreten kann. Nach einigen Tagen wird das getrocknete Harz zur Weiterverarbeitung abgetragen. Im getrockneten Zustand ist es hellgelb bis bräunlich und enthält zahlreiche ätherische Öle. Diese Öle bestehen überwiegend aus Lipiden, fettähnlichen Naturstoffen, die größtenteils schwer wasserlöslich (hydrophob) sind. Weitere Inhaltsstoffe des Weihrauchs sind Proteine, Harzsäuren sowie Schleim- und Gummistoffe. Die wichtigsten und effektivsten Inhaltsstoffe des Weihrauchs sind jedoch die Boswelliasäuren. Sie sind dafür bekannt, Entzündungen zu hemmen und werden daher auch bei diversen Beschwerden eingesetzt.
Eine positive Wirkung von Weihrauch wurde bisher in wissenschaftlichen Studien mit dem indischen Weihrauch bestätigt. Deshalb wird in Weihrauch-Kapseln überwiegend ein Boswelliasäuren-Extrakt aus dem indischen und nur sehr selten aus dem afrikanischen Weihrauch verwendet. Die indische Sorte Boswellia serrata wird sogar im Europäischen Arzneibuch beschrieben und ist die einzige, die für den medizinischen Gebrauch Anerkennung findet.
Anwendung und Dosierung
Weihrauch-Kapseln können vorbeugend eingenommen oder auch bei diversen Erkrankungen unterstützend zur Therapie eingesetzt werden. Besteht Unsicherheit, ob die Tabletten verwendet werden dürfen, sollte der behandelnde Arzt hinzugezogen werden. Insbesondere wenn bereits eine medikamentöse Behandlung stattfindet. Boswellia, wie Weihrauch noch genannt wird, kann unter Umständen Wechselwirkungen mit Medikamenten haben.
Eine offizielle Tagesempfehlung gibt es für Weihrauch nicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlägt eine Dosierung von 3 mal 300–350 mg Weihrauch-Extrakt täglich vor.[1] Die meisten Weihrauch-Kapseln enthalten 300–500 mg Boswellia-Extrakt pro Kapsel. Dabei geben die Hersteller als Tagesdosis 2–4 Kapseln an. Die Einnahme sollte mit ausreichend Wasser und idealerweise zu einer fettreichen Mahlzeit erfolgen, damit die Inhaltsstoffe besser im Organismus aufgenommen werden können.
Doch nicht die hohe Dosierung des Weihrauch-Extrakts macht ein gutes Präparat aus, sondern der Anteil an Boswelliasäuren. Im Speziellen hat die Boswelliasäure AKBA (3‑O-Acetyl-11-keto-β-boswelliasäure) ein hohes Interesse in der Forschung geweckt, da sie bisher die höchste Wirksamkeit gezeigt hat.
Normalerweise enthält Weihrauch nur wenige Prozente AKBA. Bei Extrakten kann die Dosierung jedoch höher ausfallen. Häufig weisen die Hersteller jedoch einen höheren Prozent-Wert aus, als dies tatsächlich der Fall ist. Hier sollte lieber selbst das Verhältnis von Milligramm-Angaben zur Gesamtmenge des Extrakts ausgerechnet werden.
Bioverfügbarkeit von Weihrauch-Kapseln
Wichtiger als die Dosierung ist bei Weihrauch jedoch die Bioverfügbarkeit. Weihrauch und Boswelliasäuren sind fettlösliche Stoffe, die nur schwer die Darmwand durchdringen. Aus diesem Grund können sie kaum in die Blutbahn gelangen, um dort ihre Wirkung zu entfalten. Deshalb werden die meisten Weihrauch-Wirkstoffe ungenutzt wieder ausgeschieden.[3]
Eine Möglichkeit die Bioverfügbarkeit von Weihrauch-Kapseln zu steigern, ist sie mit fettreicher Nahrung aufzunehmen. Dadurch werden die wichtigen Inhaltsstoffe besser vom Körper absorbiert, jedoch nur in einem geringeren Maße. Eine effektivere Option sind Kapseln mit Mizell-Weihrauch. Mithilfe dieser modernen Technologie werden wasser- und fettlösliche Teilchen um die Boswelliasäuren gebildet, sodass diese problemlos ins Blut gelangen können. Auf diese Weise ist eine hohe Dosierung an Boswelliasäuren nicht mehr nötig. Einige Hersteller schaffen dadurch eine über 50-fach höhere Bioverfügbarkeit von Weihrauch-Kapseln im Gegensatz zum nativen Weihrauch.[4]
Wie gut die Weihrauch-Kapseln mit Mizellen wirken, kann einfach ausgerechnet werden, indem die mg-Angabe mit der angegebenen Bioverfügbarkeit multipliziert wird. Am folgenden Rechenbeispiel ist klar erkennbar, wie wichtig die Rolle der Bioverfügbarkeit bei Weihrauch ist.
Beispiel:
Nativer Weihrauch | Weihrauch mit erhöhter BV | |
---|---|---|
Extrakt-Menge | 100 mg | 100 mg |
Bioverfügbarkeit | x1 | x50 |
Wirkung wie | 100 mg | 5000 mg |
Verträglichkeit und Nebenwirkungen
Weihrauch-Kapseln sind sehr gut verträglich, da Weihrauch kaum Nebenwirkungen hat. Werden sie gemäß der Herstellerempfehlung eingenommen, sollten keine unerwünschten Wirkungen auftreten. Überschreitet die Einzeldosierung 1000 mg, können gelegentlich Unverträglichkeiten entstehen. Dabei sind Magen-Darm-Beschwerden die häufigsten Nebenwirkungen. Aber auch Übelkeit, Schwindel und Erbrechen können auftreten. Das kann auf eine zu hohe Dosis zurückzuführen sein.
Vereinzelt kann es zu individuellen, allergischen Reaktionen kommen, die natürlich nie ausgeschlossen werden können. Diese sind jedoch sehr selten und nicht als allgemeine Nebenwirkung von Boswellia und Weihrauchtabletten zu betrachten.
Bei einer längerfristigen Anwendung von Weihrauch-Kapseln in Kombination mit Medikamenten sind Wechselwirkungen nicht auszuschließen. Denn in Studien wurde gezeigt, dass Weihrauch Enzyme im Körper hemmt, die für die Verstoffwechselung von Medikamenten verantwortlich sind.[2] Diese können dann in ihrer Wirkung gehemmt oder nur sehr langsam abgebaut werden.
Aufgrund der geringen Datenlage zur Wirkung von Boswellia sollten vor allem Schwangere, Stillende und Kinder die Einnahme von Weihrauch-Kapseln zuvor mit dem behandelnden Arzt absprechen.
Wie und wann wirken Weihrauch-Kapseln?
Weihrauch-Kapseln können nicht nur bei Erkältungen und grippalen Infekten ein guter Helfer sein. Aufgrund der entzündungshemmenden Wirkung von Boswelliasäuren können diese zahlreiche andere Krankheitssymptome lindern. Bei folgenden Erkrankungen kann Weihrauch unterstützend wirken:
- Rheuma und Arthrose [5]
- Entzündungen [6]
- Magen-Darm-Beschwerden [7]
- Asthma [8]
- Psyche und Gedächtnis [9]
Wie bei allen pflanzlichen Mitteln, benötigen auch Weihrauch-Kapseln eine gewisse Anlaufzeit, bis sie ihre Wirkung voll entfalten können. Für eine akute Behandlung von gesundheitlichen Problemen sind diese nicht optimal. Empfehlenswert ist also eine mittel- bis langfristige Einnahme von Weihrauchtabletten, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Qualität von Weihrauch-Kapseln
Nicht selten können Weihrauch-Kapseln Schadstoffe enthalten, da die Kontrollen in Ländern außerhalb der EU, wo Weihrauch herkommt, nicht immer transparent sind. Daher sollte vor dem Kauf solcher Produkte auf die Qualität geachtet werden. Eine Herstellung in Deutschland und Qualitätszertifikate tragen zur Transparenz und Sicherheit beim Kauf von Boswellia-Kapseln bei.
Weihrauch-Kapseln kaufen
Beim Kauf von Weihrauch-Kapseln sollten mehrere Punkte beachtet werden. Dabei spielt nicht nur die Qualität des Rohstoffs und der Herstellung eine Rolle. Das Weihrauch-Produkt sollte die medizinisch relevante Sorte Boswellia serrata enthalten. Diese weist einen hohen Gehalt an den wertvollen Boswelliasäuren auf, die gesundheitsfördernd sind. Zudem ist es wichtig zu wissen, wieviel Extrakt in der Kapsel ist und vor allem wie hoch die Bioverfügbarkeit ist. Relevant ist zudem die Angabe der Boswelliasäure AKBA, da sie in Studien bisher die höchste gesundheitliche Wirkung gezeigt hat. Prozentuale Angaben sollten genauer betrachtet werden, da sie nicht immer im Verhältnis zur Gesamtmenge des Extrakts angegeben werden.
Weihrauch-Kapseln als Medikament
Leider ist in Deutschland noch kein Weihrauch-Medikament zugelassen. In der Regel wird es über internationale Apotheken bestellt, wenn es vom Arzt verordnet wurde. Die in Deutschland erhältlichen Kapseln sind Nahrungsergänzungsmittel, die vorbeugend und ergänzend zur ärztlichen Behandlung eingesetzt werden können.
Obwohl die positiven Eigenschaften von Weihrauch bereits bekannt sind, sind die Studien-Ergebnisse noch nicht ausreichend, um Weihrauch-Kapseln als Medikament zuzulassen. Nach wie vor arbeiten Forscher und Wissenschaftler daran, die positive Wirkungen von Weihrauch auf die Gesundheit nachweislich zu belegen.
Fazit
Weihrauch-Kapseln eignen sich hervorragend, um entzündliche Erkrankungen vorzubeugen oder sie als Ergänzung zu einer Therapie einzusetzen. Bei der Auswahl des richtigen Produkts ist es wichtig darauf zu achten, wie hoch der Anteil an Boswelliasäuren, insbesondere AKBA ist. Idealerweise ist die Bioverfügbarkeit von Weihrauchtabletten mithilfe von Mizellen erhöht, sodass ein besserer Effekt erzielt werden kann. Nebenwirkungen von solchen Präparaten treten nur sehr selten auf und sind hauptsächlich auf individuelle Unverträglichkeiten zurückzuführen.
Quellen
[1] WHO monographs on selected medicinal plants, Volume 4, 2005, Gummi Boswellii, Seite 56, https://www.who.int/medicines/areas/traditional/SelectMonoVol4.pdf, Abgerufen am 06.11.2019
[2] Rahman H, et al., 2017, Drug-Herb Interactions in the Elderly Patient with IBD: a Growing Concern. Curr Treat Options Gastroenterol, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28918484, Abgerufen am 15.10.2019
[3] Du, Z., Liu, Z., Ning, Z., Liu, Y., Song, Z., Wang, C., & Lu, A. (2015). Prospects of boswellic acids as potential pharmaceutics. Planta Medica, 81(4), 259–271. https://doi.org/10.1055/s‑0034–1396313
[4] Meins, J., Behnam, D., & Abdel-Tawab, M. (2018). Enhanced absorption of boswellic acids by a micellar solubilized delivery form of Boswellia extract. NFS Journal. https://doi.org/10.1016/j.nfs.2018.04.001
[5] Yu, G., Xiang, W., Zhang, T., Zeng, L., Yang, K., & Li, J. (2020). Effectiveness of Boswellia and Boswellia extract for osteoarthritis patients: a systematic review and meta-analysis. BMC Complementary Medicine and Therapies, 20(1), 225. https://doi.org/10.1186/s12906-020–02985‑6
[6] Ammon, H. P. T. (2016). Boswellic Acids and Their Role in Chronic Inflammatory Diseases. Advances in Experimental Medicine and Biology, 928, 291–327. https://doi.org/10.1007/978–3‑319–41334-1_13
[7] Pellegrini, L., Milano, E., Franceschi, F., Belcaro, G., Gizzi, G., Feragalli, B., Dugall, M., Luzzi, R., Togni, S., Eggenhoffner, R., & Giacomelli, L. (2016). Managing ulcerative colitis in remission phase: usefulness of Casperome®, an innovative lecithin-based delivery system of Boswellia serrata extract. European Review for Medical and Pharmacological Sciences, 20(12), 2695–2700.
[8] Ferrara, T., De Vincentiis, G., & Di Pierro, F. (2015). Functional study on Boswellia phytosome as complementary intervention in asthmatic patients. European Review for Medical and Pharmacological Sciences, 19(19), 3757–3762.
[9] Taghizadeh, M., Maghaminejad, F., Aghajani, M., Rahmani, M., & Mahboubi, M. (2018). The effect of tablet containing Boswellia serrata and Melisa officinalis extract on older adults’ memory: A randomized controlled trial. Archives of Gerontology and Geriatrics, 75, 146–150. https://doi.org/10.1016/j.archger.2017.12.008