Darmerkrankungen und Verdauungsprobleme gelten in vielen Kreisen immer noch als ein Tabuthema. Dabei erfährt sie fast jeder mindestens einmal in seinem Leben. Neben dem unangenehmen sozialen Aspekt gehen solche Beschwerden meist mit einem hohen Leidensdruck einher und mindern massiv die Lebensqualität.
Eine häufige Ursache für Darmerkrankungen und Verdauungsprobleme sind Entzündungen im Darm. Der Körper reagiert auf die Nahrung dann wie auf einen Schadstoff und versucht sie schnellstmöglich loszuwerden. Hier kann Weihrauch helfen: Die enthaltenen Boswelliasäuren haben nämlich entzündungshemmende Eigenschaften. Sie werden schon seit langer Zeit in der traditionellen Medizin gegen Entzündungen eingesetzt. Ob Weihrauch tatsächlich eine gute Alternative für Betroffene ist, wird im Folgenden genauer beleuchtet.
Das Reizdarmsyndrom: Wenn der Darm streikt
Das Reizdarmsyndrom beschreibt eine funktionelle Störung des Magen-Darm-Trakts. Sie äußert sich durch wiederkehrende Bauchschmerzen und Veränderungen im Stuhlgang und ist weit verbreitet.
Die Symptome variieren von Person zu Person umfassen jedoch meist Folgende Beschwerden:
- Bauchschmerzen und Krämpfe, die in verschiedenen Bereichen auftreten und mild bis stark sind.
- Eine Veränderung des Stuhlgangs in Form von Durchfall, Verstopfung oder wechselhaftem Stuhlgang.
- Blähungen und Völlegefühl und damit ein Anschwellen des Bauches.
- Ein Gefühl, dass der Darm nie vollständig entleert wird.
- Schleim im Stuhl.
Eine Verschlimmerung der Symptome tritt meist bei Stress, Angst oder unvermittelt nach dem Essen ein. Allgemein wird ein Reizdarm auch nicht als organische Erkrankung verstanden, da er zu keinen strukturellen Veränderungen führt. Die Krankheit verursacht meist keine ernsthaften Komplikationen, mindert jedoch die Lebensqualität.
Wie das Syndrom genau entsteht, ist noch nicht vollends bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass eine Kombination aus verschiedenen Faktoren zu der Magen-Darm-Störung beiträgt. Eine gestörte Darmbewegung, die entweder zu schnelle oder langsame Kontraktionen verursacht, löst das RDS häufig aus. Im Darm mancher Menschen reagieren auch die Nervenzellen empfindlicher auf Reize. Dies führt zu einem verstärkten Schmerzempfinden und Unwohlsein.
Auch eine Störung der Darm-Hirn-Achse beeinflusst einen Reizdarm. Die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn wird durch emotionale Faktoren wie Stress oder Angst beeinträchtigt und die Symptome verschlimmert.
Leichte Entzündungen und eine unausgewogene Darmflora spielen ebenfalls eine Rolle. Die gestörte Darmflora beeinflusst die Darmfunktionen und führt zu kleineren Entzündungen.
Manche Menschen reagieren auch bei falscher Ernährung mit einem Reizdarm. Dabei provozieren manche Lebensmittel die Beschwerden, wie bestimmte Kohlenhydrate, die der Körper nur schwer verdaut. Einen spezifischen Test auf das Reizdarmsyndrom gibt es aktuell nicht. Daher erfolgt die Diagnosestellung nach dem Ausschlussprinzip. Die Behandlung konzentriert sich auf das Lindern der Symptome und das Verbessern der Lebensqualität. Das umfasst Änderungen in der Ernährung, Stressmanagement, Bewegung, Medikamente und psychotherapeutische Ansätze [1,2,3].
Weihrauch zur Linderung von Reizdarmbeschwerden
Weihrauch hat dank der enthaltenen Boswelliasäure eine entzündungshemmende Wirkung. Entzündungsprozesse in Verbindung mit einem Reizdarm führen zu einem der häufigsten Symptome bei dieser Erkrankung, dem Anschwellen des Bauches.
In einer Studie, welche die Auswirkungen von Weihrauch, anderen Therapieformen und keiner Behandlung untersuchte, wurden 67 Reizdarmpatienten rekrutiert. Nach 30 Tagen wurden die Effekte untersucht: Im Vergleich zu der Kontrollgruppe, die keine Behandlung erhielt, kam es durch Weihrauch zu einer signifikanten Verbesserung der Symptome. Das Anschwellen des Bauches verringerte sich und die Probanden litten auch deutlich weniger unter Schmerzen nach dem Essen [4].
Weihrauch und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen werden durch eine dauerhafte Entzündung des Magen-Darm-Trakts ausgelöst. Die häufigsten Formen sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
Bei Morbus Crohn kann die Entzündung vom Mund bis zum Anus jeden Teil des Verdauungstrakts betreffen. Am häufigsten findet man sie im unteren Dünndarm oder Dickdarm. Die Entzündung betrifft dabei die gesamte Darmwand. Sie führt zu Geschwüren, Engstellen und Fisteln. Zu den Symptomen gehören Bauchschmerzen, Durchfall, Gewichtsverlust, Müdigkeit und Fieber.
Colitis ulcerosa beschreibt eine Entzündung, die sich auf den Dickdarm und das Rektum beschränkt. Sie betrifft die innere Auskleidung des Dickdarms und führt zu offenen Geschwüren. Die Symptome umfassen blutigen Durchfall, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust und Müdigkeit.
Die genauen Ursachen dieser Krankheitsbilder sind nicht vollends verstanden. Es wird jedoch angenommen, dass eine Kombination genetischer, immunologischer und umweltbedingter Faktoren verantwortlich ist. Eine überaktive Immunantwort, die sich gegen die Darmflora richtet, löst die Entzündungsreaktion im Verdauungstrakt aus.
Die Diagnose beruht auf einer ausführlichen Anamnese, Stuhl- und Blutuntersuchungen, einer Endoskopie und bildgebenden Verfahren.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bestehen meist ein Leben lang und treten in Schüben auf. Bei der Behandlung wird versucht, die Entzündung zu kontrollieren und die Symptome zu lindern. Dies wird durch eine Kombination aus Medikamenten, einer Ernährungsanpassung, einer Lebensstiländerung und durch Operationen erreicht [5,6].
Die Hauptursache bei CEDs beruht auf der Entzündung des Magen-Darm-Traktes. Hier kann Weihrauch helfen, da er aktiv in die Stoffwechselprozesse, die für die Ausbildung einer Entzündung verantwortlich sind, eingreift. So verhindert Weihrauch die Ausschüttung bestimmter Entzündungsmediatoren und stoppt somit den ansonsten selbst-verstärkenden Entzündungsprozess. In einer Studie wurde gezeigt, dass die Einnahme von Weihrauch die Magenwand vor oxidativem Stress und Entzündungsprozessen schützt. Außerdem unterstütz das Extrakt die Gesundheit des Epithels und verbessert somit signifikant die typischen Symptome [7].
Weihrauch als Helfer gegen Durchfall
Diarrhoe beschreibt allgemein wässrigen Stuhl. Das kann Folge einer Nahrungsunverträglichkeit, einer Infektion, oder auch eines Reizdarms sein. In den meisten Fällen ist es selbstlimitierend und verschwindet nach ein paar Tagen. Hält der Durchfall länger an, oder wird von Blut oder Schleim begleitet, sollte man einen Arzt aufsuchen [8,9].
Weihrauch reduziert mit seiner antientzündlichen Wirkung Stärke und Häufigkeit von Durchfall bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zu reduzieren. Ist die Ursache für Diarrhoe eine Infektion, hilft Weihrauch mit seiner antimikrobiellen Wirkung die Infektion zu bekämpfen [10].
Weihrauch bei Divertikulitis
Eine Divertikulitis wird durch infizierte oder entzündete Divertikel im Dickdarm verursacht. Dies sind kleine Ausstülpungen oder Beutel, die sich auf der Wand des Dickdarms bilden. Meist verursachen sie keine Komplikationen. Wenn sie sich jedoch entzünden oder infizieren kommt es zu Bauchschmerzen, Fieber, Übelkeit und Veränderungen im Stuhlgang. Die genauen Ursachen sind unbekannt, eine Kombination aus falscher Ernährung, Druck im Darm und Entzündungsreaktionen wird jedoch vermutet [11].
Eine Kombination aus Kurkuma und Weihrauch reduziert durch die entzündungshemmende Wirkung die Symptome einer Divertikulitis. Zugleich konnte gezeigt werden, dass diese Kombination die Darmwand vor weiteren Entzündungen schützt [12].
Weihrauch und die kollagene Colitis
Bei der kollagenen Kolitis kommt es zur Verdickung der Schleimhaut des Dickdarms durch eine erhöhte Ablagerung von Kollagenfasern. Diese Ablagerungen führen zu Entzündungen und beeinträchtigen die normalen Funktionen des Darms. Es wird vermutet, dass die Ursache eine Kombination aus genetischen Veranlagungen, Autoimmunerkrankungen und Umweltfaktoren ist. Bei der kollagenen Kolitis kommt es zu wässrigem Durchfall, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust und Müdigkeit [13].
Da bei dieser Erkrankung ebenfalls entzündliche Prozesse eine wichtige Rolle spielen, wird vermutet, dass Weihrauch hier helfen kann. Da es zur kollagenen Kolitis jedoch bislang noch wenige Studien gibt, muss dies noch bestätigt werden [14].
Fazit
Dank seiner entzündungshemmenden und antimikrobiellen Wirkung ist Weihrauch eine gute Ergänzung zur normalen Medizin bei Darmerkrankungen. Verbindendes Element dieser Krankheitsbilder sind meist Entzündungen der Darmwand. Außerdem beeinträchtigen Darmerkrankungen durch ihre sehr prominenten Symptome den Alltag von Betroffenen stark. Weihrauch greift aktiv in den Prozess der Entzündung ein und hemmt die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe. Dadurch werden entzündliche Prozesse gehemmt und Symptome gelindert.
Es bedarf jedoch noch einiger Studien, um die genauen Auswirkungen von Weihrauch auf Darmerkrankungen zu verstehen. Betroffene sollten außerdem immer zunächst ihren Arzt konsultieren.
Quellen
- Reizdarmsyndrom (RDS) — Verdauungsstörungen — MSD Manual Ausgabe für Patienten (msdmanuals.com) (26.7.2023)
- Irritable Bowel Syndrome (IBS) — NIDDK (nih.gov) (26.7.2023)
- Irritable bowel syndrome — Symptoms and causes — Mayo Clinic (26.7.2023)
- Giacosa A, Riva A, Petrangolini G, Allegrini P, Fazia T, Bernardinelli L, Peroni G, Rondanelli M. Beneficial Effects on Abdominal Bloating with an Innovative Food-Grade Formulation of Curcuma longa and Boswellia serrata Extracts in Subjects with Irritable Bowel Syndrome and Small Bowel Dysbiosis. Nutrients. 2022 Jan 18;14(3):416. doi: 10.3390/nu14030416. PMID: 35276778; PMCID: PMC8839120.
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (zentralklinik.de) (30.7.2023)
- Chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED) | Gastroenterologie | Pfizermed AT (30.7.2023)
- Catanzaro D, Rancan S, Orso G, Dall’Acqua S, Brun P, Giron MC, Carrara M, Castagliuolo I, Ragazzi E, Caparrotta L, Montopoli M. Boswellia serrata Preserves Intestinal Epithelial Barrier from Oxidative and Inflammatory Damage. PLoS One. 2015 May 8;10(5):e0125375. doi: 10.1371/journal.pone.0125375. PMID: 25955295; PMCID: PMC4425476.
- Diarrhea | Johns Hopkins Medicine (31.7.2023)
- Diarrhea — Symptoms and causes — Mayo Clinic (31.7.2023)
- Giacosa A, Riva A, Petrangolini G, Allegrini P, Fazia T, Bernardinelli L, Peroni G, Rondanelli M. Positive Effects of a Lecithin-Based Delivery Form of Boswellia serrata Extract in Acute Diarrhea of Adult Subjects. Nutrients. 2022 Apr 29;14(9):1858. doi: 10.3390/nu14091858. PMID: 35565826; PMCID: PMC9101471.
- Divertikulitis » Ursachen, Symptome & Behandlung (meinkrankenhaus2030.de) (31.7.2023)
- Giacosa A, Riva A, Petrangolini G, Allegrini P, Fazia T, Bernardinelli L, Gasparri C, Faliva MA, Peroni G, Perna S, Rondanelli M. Symptomatic uncomplicated diverticular disease management: an innovative food-grade formulation of Curcuma longa and Boswellia serrata extracts. Drugs Context. 2020 Dec 14;9:2020–9‑2. doi: 10.7573/dic.2020–9‑2. PMID: 33408751; PMCID: PMC7747791.
- Kollagene Kolitis (mikroskopische Kolitis) (ik‑h.de) (31.7.2023)
- Madisch A, Miehlke S, Eichele O, Mrwa J, Bethke B, Kuhlisch E, Bästlein E, Wilhelms G, Morgner A, Wigginghaus B, Stolte M. Boswellia serrata extract for the treatment of collagenous colitis. A double-blind, randomized, placebo-controlled, multicenter trial. Int J Colorectal Dis. 2007 Dec;22(12):1445–51. doi: 10.1007/s00384-007‑0364‑1. Epub 2007 Sep 2. PMID: 17764013.