Erkrankungen der Harnwege und vor allem Inkontinenz sind ein unangenehmes Thema. Harnwegserkrankungen beschreiben dabei verschiedene Krankheitsbilder, die die Organe des Harnsystems betreffen. Dieses besteht aus den Nieren, den Harnleitern, der Harnblase und der Harnröhre. Erkrankungen betreffen dabei entweder einzelne Teile oder das gesamte System.
Für die Entstehung solcher Erkrankungen spielt die Ernährung eine wichtige Rolle: Bestimmte Gewohnheiten und die Einnahme falscher Nahrungsmittel begünstigen Harnwegserkrankungen, während eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und gesunde Lebensmittel den Krankheiten vorbeugen. Inwiefern Weihrauch die Gesundheit der Harnwege begünstigt, soll im Folgenden genauer beleuchtet werden.
Was gehört alles zu den ableitenden Harnwegen?
Die ableitenden Harnwege sind ein Teil des Harnsystems. Sie sind für den Urintransport von den Nieren zur Blase und schließlich das Ausscheiden aus dem Körper zuständig. Sie umfassen dabei folgende anatomische Strukturen:
- Die Nieren sind paarige Organe, welche sich auf jeder Seite der Wirbelsäule befinden. Durch sie wird das Blut gefiltert und Abfallprodukte werden durch den Urin aus dem Körper ausgeschieden. Außerdem befreien sie den Körper von überschüssiger Flüssigkeit.
- Über den Harnleiter sind die Nieren mit der Harnblase verbunden. Dies sind schmale Röhren, welche den Urin von der Niere zu der Blase transportieren. Sie bestehen zum Großteil aus glatter Muskulatur und befördern durch rhythmisches Zusammenziehen den Urin.
- In der Harnblase wird der Urin dann gespeichert. Sie ist ein Hohlorgan, das durchschnittlich 300 bis 500 Milliliter Urin fasst.
- Die Harnblase ist mit der Harnröhre verbunden. Das ist ein Kanal, durch den der Urin aus der Blase ausgeschieden wird. Bei Männern verläuft sie durch die Prostata und wird durch den Penis ausgeschieden. Bei Frauen öffnet sich die Harnröhre vor dem Vaginaleingang [1,2].
Die ableitenden Harnwege sind von essenzieller Bedeutung für die Gesundheit. Indem sie den Harnfluss regulieren und für die Ausscheidung von Abfallstoffen aus dem Körper sorgen, beeinflussen sie zahlreiche Prozesse. Kommt es zu Problemen oder Infektionen, können schwerwiegende Erkrankungen die Folge sein.
Harnwegsinfekte
Bei Harnwegsinfekten entwickeln sich Infektionen in verschiedenen Teilen des Harntrakts, einschließlich der Harnblase, dem Harnleiter und den Nieren. Oft werden diese Infektionen durch pathogene Bakterien verursacht, wobei Escherichia coli (E. coli) die häufigste Ursache ist. Aufgrund anatomischer Unterschiede sind Frauen anfälliger für solche Infektionen als Männer.
Die häufigsten Symptome eines Harnwegsinfekts umfassen häufigen Harndrang, Brennen und Schmerzen beim Urinieren. Außerdem sind trüber oder blutiger Urin, Unterbauchschmerzen, Druckgefühl, sowie Fieber und Schüttelfrost möglich.
Das Risiko, an einer Harnwegsinfektion zu erkranken, erhöht sich für Frauen nach der Menopause. Andere Risikofaktoren sind ein geschwächtes Immunsystem, Schwangerschaft, Diabetes und der Einsatz von Blasenkathetern.
Um eine Infektion zu diagnostizieren, wird meist eine Urin- oder Blutprobe ins Labor geschickt. Dort wird nach spezifischen Pathogenen gesucht und nach Hinweisen auf eine Entzündung.
Therapiert wird meist mithilfe von Antibiotika, welche die Bakterien bekämpfen. Es gibt auch mehrere Maßnahmen, die man treffen kann, um einer Harnwegsinfektion vorzubeugen:
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um die Harnwege zu spülen. Nach dem Toilettengang sollte man sich außerdem gründlich reinigen, um das Eindringen von Darmbakterien in die Harnröhre zu verhindern. Man sollte auch regelmäßig seine Blase vollständig entleeren, da so mögliche Schädlinge hinaus gespült werden. Besonders Frauen sollten enganliegende Kleidung vermeiden, da diese die Luftzirkulation einschränkt [3,4].
Viele der Beschwerden bei einem Harnwegsinfekt werden durch eine Entzündung aufgrund der Bakterien verursacht. Hier kann Weihrauch eventuell weiterhelfen. Die enthaltenen Boswelliasäuren haben nämlich entzündungshemmende Eigenschaften. Sie hemmen zwei Enzyme, die normalerweise Botenstoffe produzieren, die Entzündungsreaktionen verstärken [5].
Die gesundheitsfördernde Fähigkeit von Weihrauch auf Harnwegsinfekte konnte auch schon in Studien nachgewiesen werden: Dort wurde gezeigt, dass Weihrauch ebenso potent im Verhindern von wiederkehrenden Infekten war, wie Antibiotika. Man konnte außerdem die Lebensqualität von Betroffenen erhöhen und die Symptomlast insgesamt verringern [6].
Treten pathogene Bakterien in den Körper ein und vermehren sich, so spricht man von einer bakteriellen Infektion. Bakterien sind Mikroorganismen, die verschiedene Gewebe und Organe im ganzen Körper befallen können. Häufig sind Atemwege, die Haut, der Verdauungstrakt und der Harntrakt betroffen. Eine Infektion kann unter anderem durch direkten Kontakt mit infizieren Personen, durch kontaminierte Oberflächen, Lebensmittel, oder Insektenstiche entstehen. In den meisten Fällen wird das Immunsystem des Körpers allein mit den Erregern fertig. Bei besonders schlimmen Infektionen werden Antibiotika verschrieben, welche spezifisch dem Erreger schaden. Das Problem mit Antibiotika ist jedoch, dass bei falscher Dosierung oder einem frühzeitigen Absetzten die Bakterien Resistenzen entwickeln. Somit wird ein multiresistentes Bakterium gezüchtet, gegen das kein Antibiotikum mehr hilft. Momentan sind wir auf bestem Wege solche Bakterien zu erschaffen. Daher ist es umso wichtiger, Alternativen zu Antibiotika zu finden, um Infektionen durch pathogene Bakterien auch in Zukunft heilen zu können. Antibiotika sollten mehr als eine letzte Maßnahme gesehen werden und nicht für jede kleinere Infektion verschrieben werden.
Weihrauch und Prostatitis
Prostatitis ist eine Entzündung der Prostata, welche verschiedene Ursachen haben kann. Es gibt die bakterielle, die nicht-bakterielle und die asymptomatische entzündliche Prostatitis.
Die Symptome umfassen Schmerzen oder Beschwerden im Beckenbereich, häufiges und erschwertes Wasserlassen und sexuelle Dysfunktion.
Die Ursachen sind dabei unterschiedlich: Bakterielle Infektionen sind ein häufiger Grund für Prostatitis. Sie gelangen in die Prostata und führen dort zu Komplikationen. Auch durch Verletzungen oder Traumata im Bereich der Prostata können Entzündungen entstehen. Harnwegsprobleme wie Harnrückfluss oder Harnverhalt erhöhen das Risiko auf eine Prostatitis ebenfalls.
Die genaue Ursache ist in vielen Fällen jedoch nicht eindeutig festzustellen. Eine Diagnose wird erstellt, beruhend auf der Familienhistorie, einem physiologischen und einem medizinischen Gutachten. Bei dem physiologischen Test werden Prostata und umliegende Lymphknoten auf Schwellungen abgetastet. Beim medizinischen Gutachten werden Blut- und Urinproben genommen und ein Ultraschallbild angefertigt.
Je nach Ursache und Art der Prostatitis fällt auch die Therapie unterschiedlich aus. Wurde die Prostatitis durch eine bakterielle Infektion ausgelöst, so werden in der Regel für mehrere Wochen Antibiotika verschrieben.
Entzündungshemmende Medikamente und Schmerzmittel bekämpfen eine Vielzahl von Symptomen und hemmen die Schmerzen und die Entzündung. Sogenannte Alpha-Blocker entspannen die Muskeln der Prostata und des Blasenhalses und verringern ebenfalls einige Symptome.
Auch Sitzbäder lindern die Schmerzen und verbessern die Durchblutung im Bereich der Prostata.
Um die Muskulatur weiter zu entspannen, werden bei einer Physiotherapie Beckenbodenübungen absolviert [7].
Da Weihrauch eine entzündungshemmende Wirkung hat, könnte es auch bei Prostatitis helfen. Ob dies der Fall ist, wurde bereits in Studien untersucht. Dazu wurde den Patienten einmal täglich Weihrauchextrakt anal verabreicht. Der Behandlungszeitraum betrug dabei drei Monate. Das Ergebnis war positiv: Es konnte gezeigt werden, dass die Entzündung unter Einnahme von Weihrauch deutlich abnahm. Dadurch wurde auch die Symptomlast der Patienten signifikant reduziert [8].
Weihrauch und Inkontinenz
Inkontinenz beschreibt einen ungewollten Verlust von Urin oder Stuhl und damit den Kontrollverlust von Blase und Darm. Dabei handelt es sich um ein medizinisches Problem, das jeden betreffen kann, meist jedoch Personen fortgeschrittenen Alters.
Die Ursachen von Inkontinenz sind vielfältig: Von zahlreichen Schwangerschaften, über das Alter, hormonelle Veränderungen, neurologische Erkrankungen, Blasen- und Prostataerkrankungen, bis hin zu Medikamenten und Harnwegsinfektionen.
Dabei gibt es verschiedene Arten von Inkontinenz: Bei der Stressinkontinenz tritt Urinverlust aufgrund zu hohen Drucks oder Belastung auf die Blase auf. Dieser wird verursacht durch Niesen, Husten, Lachen oder körperlicher Anstrengung.
Verspürt man plötzlich einen starken Harndrang und kann den Urin nicht zurückhalten, so handelt es sich um die Dranginkontinenz. Diese wird durch den sogenannten “imperativen Harndrang” charakterisiert, bei dem es quas unmöglich ist, die Blasenentleerung zu verhindern.
Bei der Überlaufinkontinenz ist die Blase nicht in der Lage, sich vollständig zu entleeren. Infolgedessen kommt es zu einem kontinuierlichen Überlaufen des Urins.
Kann eine Person aufgrund körperlicher oder kognitiver Einschränkungen nicht rechtzeitig die Toilette erreichen, spricht man von einer funktionellen Inkontinenz.
Helfen können Beckenbodenübungen, eine Veränderung des Lebensstils wie Gewichtsreduktionen, Medikamente, medizinische Geräte oder auch chirurgische Eingriffe [9].
Studien, wie Weihrauch bei Inkontinenz helfen könnte, sind noch nicht sehr verbreitet. In einer 2014 durchgeführten Studie konnte jedoch ein positiver Effekt von Weihrauch entdeckt werden. Verglichen mit der Kontrollgruppe, die kein Weihrauchextrakt zu sich nahm, konnte die Inkontinenz deutlich verbessert werden [10].
Fazit
Viele Beschwerden und Erkrankungen, die mit dem Harntrakt verbunden sind, gehen auf Entzündungen zurück. Diese können aufgrund von Infektionen, Traumata oder anderen Ursachen ausgelöst werden. Weihrauch ist dank der in ihm enthaltenen Boswelliasäuren ein natürlicher Entzündungshemmer. Dadurch bietet diese Pflanze großes Potential in der Behandlung von Harnwegserkrankungen und kann herkömmlichen Medikamenten sinnvoll ergänzen.
Wie effektiv Weihrauch wirkt, muss allerdings erst noch in weiteren Studien belegt werden. Eine Therapie sollte ebenfalls zuvor mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
Quellen
- Tortora, G. J., & Derrickson, B. (2017). Principles of Anatomy and Physiology. John Wiley & Sons.
- Die Harnwege | Aufbau, Funktionen und Erkrankungen (leading-medicine-guide.com) (2.7.2023)
- Erkenne die Symptome einer Harnwegsinfektion | Ada (2.7.2023)
- What is a Urinary Tract Infection? | Symptoms & Causes (plannedparenthood.org) (2.7.2023)
- Ricciotti E, FitzGerald GA. Prostaglandins and inflammation. Arterioscler Thromb Vasc Biol. 2011 May;31(5):986‑1000. doi: 10.1161/ATVBAHA.110.207449. PMID: 21508345; PMCID: PMC3081099.
- Cai T, Cocci A, Tiscione D, Puglisi M, Di Maida F, Malossini G, Verze P, Palmieri A, Mirone V, Bjerklund Johansen TE. L‑Methionine associated with Hibiscus sabdariffa and Boswellia serrata extracts are not inferior to antibiotic treatment for symptoms relief in patients affected by recurrent uncomplicated urinary tract infections: Focus on antibiotic-sparing approach. Arch Ital Urol Androl. 2018 Jun 30;90(2):97–100. doi: 10.4081/aiua.2018.2.97. PMID: 29974725.
- Prostatitis: Inflammation of the Prostate — NIDDK (nih.gov) (8.7.2023)
- Presicce F, Barrese F, Cantiani A, Filianoti A, Tuzzolo D, Di Palma P, Lauretti S, Brunori S, Martini M. Boswellia resin extract and propolis derived polyphenols in patients with type III chronic prostatitis/chronic pelvic pain syndrome: An Italian prospective multicenter study. Asian J Urol. 2022 Apr;9(2):139–145. doi: 10.1016/j.ajur.2021.09.002. Epub 2021 Sep 11. PMID: 35509480; PMCID: PMC9051345.
- Bladder Control Problems (Urinary Incontinence) — NIDDK (nih.gov) (8.7.2023)
- Arkalgud Rangaswamy P, Sultana A, Rahman K, Nagapattinam S. Efficacy of Boswellia serrata L. and Cyperus scariosus L. plus pelvic floor muscle training in stress incontinence in women of reproductive age. Complement Ther Clin Pract. 2014 Nov;20(4):230–6. doi: 10.1016/j.ctcp.2014.08.003. Epub 2014 Sep 4. PMID: 25225151.