Indi­scher Weih­rauch gegen entzünd­liche Erkrankungen

Indi­scher Weih­rauch gegen entzünd­liche Erkrankungen

Das Gummi­harz (Olibanum indicum) des Indi­schen Weih­rauchs (Boswellia serrata) erlebt gegen­wärtig eine regel­rechte Renais­sance! Erfah­rungs­werte und alte Über­lie­fe­rungen zeigen unter anderem posi­tive Effekte in der Behand­lung von chro­nisch-entzünd­li­chen Erkran­kungen. Aber nicht nur die subjek­tive Erfah­rung gibt dem Weih­rauch gerade neuen Auftrieb. Auch wissen­schaft­liche Studien belegen immer häufiger die phar­ma­ko­lo­gi­sche Wirkung des Gummi­harzes gegen chro­nisch-entzünd­liche Erkrankungen.

Alte Heil­pflanze neu entdeckt

Das Harz des Weih­rauch­baums soll bereits vor 5000 Jahren in der ayur­ve­di­schen Medizin Verwen­dung gefunden haben. Nun erlangt der Weih­rauch wieder in zuneh­mendem Maße Bedeu­tung in der Therapie von Erkran­kungen wie Asthma bron­chiale, Rheu­ma­to­ider Arthritis, Arthrose, entzünd­li­chen Darm­er­kran­kungen und multi­pler Skle­rose. In Heil­pflanzen-Mono­gra­fien fand er seine wissen­schaft­liche Aner­ken­nung im Rahmen unter­stüt­zender und sympto­ma­ti­scher Therapieansätze. 

Was ist eine Mono­grafie?
Eine Mono­grafie ist eine Abhand­lung eines einzelnen Themas, welches umfas­send und unter Berück­sich­ti­gung aktu­ellster Forschungs­er­geb­nisse darge­legt wird. Sie enthält Thesen und Frage­stel­lungen, die über ein normales Hand- oder Sammel­buch hinausgehen. 

Altes Wissen, neue Erkennt­nisse: Weih­rauch ist ein wirk­samer, natür­li­cher Entzün­dungs­hemmer bei Autoimmunerkrankungen.

Was sind chro­ni­sche Entzündungen?

Entzün­dungen stellen grund­sätz­lich eine natür­liche Schutz­funk­tion des Körpers dar. Jedoch muss man chro­ni­sche Entzün­dungen von dieser natür­li­chen Abwehr­re­ak­tion abgrenzen. Bei diesen entstehen durch die anhal­tende Immun­re­ak­tion Schäden an den betrof­fenen Geweben. Auch soge­nannte Auto­im­mun­erkran­kungen gehen mit chro­ni­schen Entzün­dungen einher. Zu den Organen, die von chro­ni­schen Entzün­dungen betroffen sein können, zählen die Atem­wege (Asthma bron­chiale), die Gelenke (Rheu­ma­toide Arthritis, Arthrose), der Magen­darm-Trakt (Darm­ent­zün­dungen wie Colitis ulce­rosa, Morbus Crohn) und das zentrale Nerven­system (Hirn­tumor, Multiple Skle­rose).[1]

Chro­nisch-entzünd­liche Prozesse führen zur Gewebsdestruktion.

Wirkung von Weih­rauch bei Entzündungen

Entzün­dungs­sym­ptome werden durch bestimmte Boten­stoffe vermit­telt. Dazu gehören die soge­nannten Prosta­glan­dine und Leuko­triene. Diese haben einen gemein­samen physio­lo­gi­schen Ursprung: Im Rahmen von Entzün­dungs­re­ak­tionen werden Immun­zellen akti­viert. Diese beginnen daraufhin mit Hilfe spezi­fi­scher Enzyme Prosta­glan­dine und/oder Leuko­triene zu synthe­ti­sieren. Diese Boten­stoffe lösen dann Reak­tionen aus, die den Entzün­dungs­pro­zess weiter anschieben.

Wirkung von Schmerzmittel und Weihrauch bei Entzündungen
Während Schmerz­mittel Neben­wir­kungen auslösen können, wirkt Weih­rauch an anderer Stelle.

Dabei greifen übliche Schmerz­mittel in die Synthese der Prosta­glan­dine ein, woraus starke Neben­wir­kungen (Magen­be­schwerden, Nieren­be­las­tung) resul­tieren. In schweren Fällen kommt auch Cortison zum Einsatz, welches aller­dings noch mehr Neben­wir­kungen hat: Das Immun­system wird geschwächt, es kommt zur Wasser­spei­che­rung im Gewebe, Gewichts­zu­nahme, Magen­ge­schwüren, Diabetes und Osteo­po­rose werden begüns­tigt. Für den kurz­zei­tigen Einsatz bei akuten Entzün­dungen sind diese Medi­ka­mente manchmal unum­gäng­lich. Ihre Neben­wir­kungen sind in diesem Fall auch eher über­schaubar. Ist der Entzün­dungs­pro­zess jedoch chro­nisch, kann die längere Anwen­dung durchaus zum Problem werden.

An diesem Punkt können natür­liche Wirk­stoffe wie Weih­rauch eine wich­tige Rolle spielen. Die im Weih­rauch enthal­tenen Boswel­lia­säuren hemmen die Leuko­trien-Synthese. Dadurch lösen sie viele Effekte, die mit eine Unter­drü­ckung der Prosta­glandin-Synthese verbunden sind, gar nicht erst aus. Aus diesem Grund werden in Studien zur Anwen­dung von Weih­rauch zur Entzün­dungs­hem­mung auch kaum Neben­wir­kungen beob­achtet.[1,2,3,4,5]

Weih­rauch kann chro­ni­sche Entzün­dungen neben­wir­kungsarm hemmen.

Weih­rauch bei Autoimmunerkrankungen

Auto­im­mun­erkran­kungen sind Krank­heits­bilder, bei denen das Immun­system sich gezielt gegen körper­ei­gene Struk­turen richtet und diese schä­digt. Dazu zählen unter anderem die rheu­ma­toide Arthritis, Colitis ulce­rosa, Morbus Crohn und das Asthma bron­chiale. Obwohl die Anzahl der klini­schen Studien zur Wirkung von Weih­rauch bei diesen Erkran­kungen noch über­schaubar ist, gibt es gerade von deut­schen Univer­si­täten bereits span­nende Ergeb­nisse in diesem Bereich.

Weihrauch unterstützt bei Arthritis, Arthrose, Asthma und Darmentzündungen
In Studien konnte Weih­rauch gegen viele chro­ni­sche Erkran­kungen helfen. 

Weih­rauch kann dabei zwar nicht die zu Grunde liegenden Mecha­nismen der Krank­heits­ent­ste­hung beein­flussen, trägt aber offenbar zur einer Besse­rung der Symptome bei. Die meisten Autoren berichten, dass eine Behand­lung mit Weih­rauch-Aufbe­rei­tungen dabei auch immer gut vertragen wird und dass es zu keinen schweren Neben­wir­kungen kam.[6]

Weih­rauch bietet erfolg­ver­spre­chende Therapie-Ansätze bei Autoimmunerkrankungen.

Erfah­rungen mit Weih­rauch bei Arthritis

Gute Erfah­rungs­werte gibt es in der Anwen­dung bei chro­ni­schen Gelenk­ent­zün­dungen in Form einer rheu­ma­to­iden Arthritis. Dabei sind insbe­son­dere die Hände und Füße on schmerz­haften Entzün­dungen betroffen. Die Therapie bei diesem Krank­heits­bild konzen­triert sich auf hierbei auf eine Reduk­tion der Immun­re­ak­tion und Entzün­dung. Immun­sup­pres­siva sind derzeit die thera­peu­ti­schen Mittel der Wahl. Jedoch gehen diese Medi­ka­mente mit nicht zu unter­schät­zenden Neben­wir­kungen einher.

Auswirkungen von Weihrauch auf Arthritis
In Studien führte Weih­rauch zur Verbes­se­rung von Arthritis-Symptomen.

Weih­rauch kann nach Studi­en­lage die Beschwerden einer Arthritis lindern. So konnte durch Forschungs­ar­beiten belegt werden, dass es unter Einnahme von Weih­rauch zu einer Verrin­ge­rung von Schmerz, Steif­heit und Schwie­rig­keiten beim Greifen kam. Zwei Studien zeigten, dass die Beschwerden nach zwei bis vier Wochen sichtbar zurück­gingen und bei 60 Prozent der behan­delten Personen eine deut­liche Besse­rung eintrat.[7,8] Diese Erkennt­nisse bestä­tigte eine rando­mi­sierte, doppel­blinde, Placebo kontrol­lierte Studie mit dem Ergebnis einer signi­fi­kanten Verbes­se­rung der Schmerzen, dem Rück­gang der Schwel­lung sowie einer verbes­serten Gelenk­be­weg­lich­keit.[9] Eine weitere Studie ergab, dass Weih­rauch in der Beein­flus­sung des Schmerz­ge­sche­hens sogar wirk­samer war als Ibuprofen.[10]

Weih­rauch bei Arthrose

Die häufigste chro­ni­sche Gelenk­er­kran­kungen ist die Arthrose. Sie geht mit einer Zerstö­rung der Knor­pel­schicht und lang­fristig Knochen­ver­än­de­rungen einher. Am häufigsten betroffen sind Knie und Hüften, aber auch andere Gelenke können erkranken. Weih­rauch kann dabei dank seiner entzün­dungs- und schmerz­lin­dernden Wirkung eine hilf­reiche thera­peu­ti­sche Ergän­zung sein. 

Die Annahme, dass Weih­rauch entzün­dungs­hem­mend und schmerz­lin­dernd bei Arthrose wirkt, beruht sowohl auf präkli­ni­schen als auch klini­schen Studien. Eine wegwei­sende Studie ergab, dass Boswel­lia­säuren eine wirk­same Behand­lung bei Arthrose darstellen können. [11] Das zeigte auch eine rando­mi­sierte, doppel­blinde, place­bo­kon­trol­lierte Studie bei Pati­enten mit Knie­ge­lenks­ar­throsen. Diese erhielten über acht Wochen einen Boswellia-Extrakt. Am Ende der Studie wurde eine signi­fi­kante Verbes­se­rung der Schmerz­si­tua­tion, der Beweg­lich­keit und der Schwel­lungen doku­men­tiert. [12] Zum glei­chen Ergebnis kamen zwei ähnlich konzi­pierte Studien. [13,14] Eine weitere Placebo kontrol­lierte Doppel­blind-Studie über 120 Tage kam dabei zu dem Schluss, dass die Wirkung des Weih­rauchs ein Resultat der syner­gis­ti­schen Effekte der Weih­rauch-Inhalts­stoffe ist. [15]

Der tradi­tio­nelle Einsatz von Weih­rauch bei rheu­ma­ti­scher Arthritis und Arthrose wird von der modernen Forschung bestä­tigt.

Weih­rauch bei Colitis Ulcerosa

Frau hält sich schmerzhaft den Bauch
Weih­rauch zeigte posi­tive Ergeb­nisse bei entzünd­li­chen Darmerkrankungen.

Die Colitis Ulce­rosa gehört zur Gruppe der chro­nisch-entzünd­li­chen Darm­er­kran­kungen. Diese Erkran­kungen gehen mit schub­weise auftre­tenden Entzün­dungs­re­ak­tionen einher, die zu Schmerzen, Durch­fällen und Krämpfen führen. Entspre­chend kommen thera­peu­tisch auch vor allem entzün­dungs­hem­mende Präpa­rate zum Einsatz. Dabei kann Weih­rauch auch hier eine sinn­volle Ergän­zung darstellen: So wurde Weih­rauch als ergän­zender Thera­pie­an­satz in die „Leit­linie zur Diagnostik und Therapie der Colitis ulce­rosa“ aufge­nommen. [16, 17] Das nimmt Bezug auf eine „inte­gra­tive Medizin“, wie sie von der WHO (World Health Orga­niza­tion) für kombi­nierte Anwen­dung von konven­tio­nellen und komple­men­tären Methoden vertreten wird.

Eine erste klini­sche Studie, die den Einsatz von Boswellia serrata-Extrakt bei Colitis Ulce­rosa unter­suchte, erfolgte in Indien. Dabei kam man zu dem Ergebnis, dass der Harz­ex­trakt vergleichbar gut wirkte wie das Stan­dard­the­ra­peu­tikum Mesa­lazin. [18] Ähnlich gute Ergeb­nisse ergaben zwei weitere Studien. Hierbei verbes­serten sich die Stuhl­ei­gen­schaften, die Krank­heits­an­zei­chen und die verschie­denen Blut­pa­ra­meter einschließ­lich Hämo­globin, Serumeisen, Calcium, Phos­phor und die Gesamt­leu­ko­zyten. [19,20]

Weih­rauch bei Morbus Crohn

Morbus Crohn ist eine chro­ni­sche Entzün­dung des Darms, die meist schub­weise verläuft. Typi­sche Symptome sind Bauch­schmerzen und starke Durch­fälle. Die zu Grunde liegenden Entzün­dungen können dabei im gesamten Verdau­ungs­trakt von der Mund­höhle bis zum After auftreten. Ein früh­zei­tiger Thera­pie­be­ginn ist hierbei essen­tiell, da die Erkran­kung unbe­han­delt zur dauer­haften Schä­di­gung der Darm­schleim­haut führt. Ähnlich wie bei Colitis ulce­rosa konnten Studien den thera­peu­ti­schen Nutzen von Weih­rauch bei dieser Erkran­kung zeigen,

In einer rando­mi­sierten doppel­blinden Studie zeigte sich, dass die Gabe von Weih­rauch der Therapie mit Mesa­lazin nach einem vorge­ge­benen Bewer­tungs­ver­fahren eben­bürtig war. Demnach wäre Boswellia bei Betrachten von Nutzen und Risiken sogar güns­tiger zu bewerten als Mesa­lazin. [21, 22]

Des Weiteren bekam Weih­rauch-Harz für eine ausschlei­chende Kortison-Therapie seine wissen­schaft­liche Bestä­ti­gung. [24] In einer rando­mi­sierten Studie mit Weih­rauch­harz kam es zum signi­fi­kanten Nach­lassen der körper­li­chen Symptome bei Morbus Crohn. [25, 26] Trotzdem sollte man bei der Bewer­tung dieser Ergeb­nisse realis­tisch bleiben. Auch wenn Weih­rauchs bei entzünd­li­chen Darm­er­kran­kungen gute Ergeb­nisse liefert, so kann ein Morbus Crohn dadurch nicht geheilt werden. Die Einnahme von Weih­rauch kann jedoch dazu beitragen, die Schübe und Symptome bedeu­tend zu verrin­gern. [28]

In Früh­sta­dien von chro­nisch-entzünd­li­chen Darm­ent­zün­dungen kann Weih­rauch auf das Entzün­dungs­ge­schehen Einfluss nehmen.

Weih­rauch bei Multi­pler Sklerose

Die multiple Skle­rose (MS) ist eine chro­ni­sche, auto­im­m­un­ver­mit­telte Erkran­kung des zentralen Nerven­sys­tems (ZNS). Sie tritt vor allem bei jungen Erwach­senen auf und geht lang­fristig mit schweren neuro­lo­gi­schen Defi­ziten einher. Die Therapie der MS ist dabei im Detail äußerst komplex. Zusam­men­fas­send kann man jedoch sagen, dass entzün­dungs­hem­mende und immun­mo­du­lie­rende Medi­ka­mente eine zentrale Rolle spielen. Sie sollen dabei die schäd­li­chen Folgen der chro­ni­schen Entzün­dung redu­zieren und das fehl­ge­rich­tete Immun­system hemmen.

Auswirkung von Weihrauch bei MS
Im Anfangs­sta­dium der Multi­plen Skle­rose zeigte Weih­rauch posi­tive Ergebnisse.

Weih­rauch­ex­trakt könnte dabei vor allem in frühen Behand­lungs­phasen eine sinn­volle Ergän­zung der MS-Therapie darstellen. So zeigte eine kleine place­bo­kon­trol­lierte Unter­su­chung mit Boswellia papy­rifera eine signi­fi­kante Verbes­se­rung des visuell-räum­li­chen Gedächt­nisses bei MS-Pati­enten, jedoch keinen Einfluss auf das verbale Gedächtnis und die Geschwin­dig­keit der Infor­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tung. [29] Eine frühe Phase-II-Studie ergab zudem erste Hinweise, dass indi­scher Weih­rauch die Entzün­dungs­ak­ti­vität bei MS signi­fi­kant senken kann. Sie zeigte eine Eindäm­mung des Nerven­scha­dens bei einer schub­för­migen MS um rund 60% und eine deut­liche Senkung der jähr­li­chen Schub­rate. [30]

Zudem beob­ach­teten die Forscher einen gerin­geren Verlust an Gehirn­sub­stanz. Der Verlust von Gehirn­masse mit Abnahme des Volumes ist ein häufiger Begleiter der multi­plen Skle­rose. Die Forscher postu­lierten, dass Weih­rauch eine erfolg­ver­spre­chende Behand­lungs­op­tion darstellt. [31] Mit einer vergleichs­weise kleinen SABA (Sicher­heit, Verträg­lich­keit und Wirkmechanismus)-Studie verfolgten die Forscher mittels Magnet­re­so­nanz­to­mo­grafie (MRT) den entzünd­li­chen Verlauf bei Pati­enten mit schub­för­miger MS. Sie beob­ach­teten bei diesem Unter­su­chungs­an­satz eben­falls, dass sich der Verlust an Gehirn­masse verrin­gerte. Ein weiteres Ergebnis war, dass die Akti­vität des Immun­sys­tems positiv regu­liert wurde. [32]

SABA-Studie
Die SABA-Studie befasste sich mit der Sicher­heit, Verträg­lich­keit und den Wirk­mechAnismen von Boswel­lia­säuren (BA) bei MS-Pati­enten. Diese wurde vom Univer­si­täts­kli­nikum Hamburg-Eppen­dorf und dem Neuro­Cure Clinical Rese­arch Center in Berlin geprüft. 

Weih­rauch kann in frühen Stadien der Multi­plen Skle­rose die Entzün­dungs­ak­ti­vität erheb­lich reduzieren.

Einsatz­mög­lich­keit von Weih­rauch bei Asthma bronchiale

Inhalator und Atemmaske auf einem Tisch
Asthma und andere Entzün­dungen der Atem­wege können durch Weih­rauch gelin­dert werden.

Bei Asthma bron­chiale handelt es sich um eine chro­ni­sche, anfalls­artig auftre­tende Erkran­kung der Atem­wege. Diese ist mit einer erhöhten Empfind­lich­keit der Bron­chien gegen­über verschie­denen Reizen verbunden. Auch beim Asthma bron­chiale spielen Leuko­triene im Entzün­dungs­pro­zess eine Rolle. Die Entzün­dung führt hierbei zu einer Veren­gung der Bron­chien und Bildung von zähem Schleim, was beson­ders die Ausat­mung behin­dert. Die übliche Behand­lung des Asthmas bron­chiale erfolgt mit Kortison und bron­chi­al­er­wei­ternden Medi­ka­menten. Die Medi­ka­mente werden hierbei inha­lativ verabreicht.

Dank seiner erwie­senen Wirkung auf die Leuko­trien-Synthese spricht vieles dafür, dass das Harz von Boswellia serrata einen Beitrag zur Asthma-Therapie leisten könnte. [33] In einer Placebo kontrol­lierten Studie an Pati­enten mit Bron­chi­al­asthma über sechs Wochen konnte unter anderem eine deut­liche Reduk­tion der Atemnot sowie ein Rück­gang der Anzahl der Anfälle beob­achtet werden. [34]

In einer anderen Studie konnte der Nutzen einer ergän­zenden Gabe von Weih­rauch-Extrakt demons­triert werden: Unter Weih­rauch-Therapie konnten die Asthma-Pati­enten ihre übliche Inha­la­ti­ons­the­rapie teil­weise herab­setzen. Auf diesem Weg könnten akute und lang­fris­tige Neben­wir­kungen unter Medi­ka­men­ten­ein­nahme redu­ziert werden [35] Aus einer 56-tägigen place­bo­kon­trol­lierten und rando­mi­sierten Doppel­blind­studie ging außerdem hervor, dass Weih­rauch die Asth­ma­sym­ptome im Vergleich zu einem Placebo bereits nach vier­zehn Tagen lindert. [36]

Asthma-Symptome werden durch Weihrauch gelindert
Durch die Verbes­se­rung der Asthma-Symptome kann die Lebens­qua­lität gestei­gert werden.

In komple­men­tärer Anwen­dung kann Weih­rauch Asthma-Symptome lindern.

Weih­rauch-Harz als Heilmittel

Es exis­tieren verschie­dene Weih­rauch­spe­zies, von denen Boswellia serrata (Indi­scher Weih­rauch) die am besten unter­suchte ist. Für thera­peu­ti­sche Zwecke findet sein luft­ge­trock­netes Gummi­harz (Olibanum indicum, Salai Guggal) Verwen­dung. Es wird aus seinen Stämmen und Ästen durch Anritzen gewonnen. Im Sprach­ge­brauch wird dieses Harz allge­mein als Weih­rauch bezeichnet. 2006 fand das Gummi­harz des Indi­schen Weih­rauchs (Olibanum indicum) Eingang in das Euro­päi­sche Arznei­buch (Ph. Eur.). Mit der Aufnahme in dieses Stan­dard­werk wurden die quali­ta­tiven Anfor­de­rungen an Weih­rauch für eine sichere Anwen­dung beim Pati­enten geregelt.

Zu den wesent­li­chen Inhalts­stoffen des Weih­rauchs zählen

  • Äthe­ri­sches Öl, 
  • Harz,
  • Boswel­lia­säuren
  • Schleim­stoffe (Polys­ac­cha­ride)

Von beson­derem Inter­esse sind die Bestand­teile des Rein­harzes mit über 60 % Triter­pen­säuren. [37]

Inhaltsstoffe von Weihrauch
Weih­rauch enthält viele wert­volle Inhalts­stoffe für die Gesundheit.

Die phar­ma­ko­lo­gi­schen Effekte des Weih­rauch­harzes werden vor allem den Boswel­lia­säuren zuge­schrieben. Doch als Viel­stoff­ge­misch sind auch weitere Inhalts­stoffe an der Wirk­sam­keit syner­gis­tisch betei­ligt. [33, 38, 39, 40, 41] Das Gummi­harz ist eines der wenigen pflanz­li­chen Heil­mittel, dessen Inhalts­stoffe weit­rei­chend isoliert und in ihrer Wirkungs­weise unter­sucht wurden. [1, 42] Dementspre­chend werden ihm entzün­dungs­hem­mende, Immun­system verstär­kende, Zell- und Gewe­be­wachstum hemmende, schmerz­lin­dernde und anti­mi­kro­bielle Eigen­schaften nach­ge­sagt. [2]

Weih­rauch-Harz zeigt als Viel­stoff­ge­misch viel­fäl­tige phar­ma­ko­lo­gi­sche Effekte.

Biover­füg­bar­keit von Weihrauch

Weih­rauch ist schwer wasser­lös­lich und wird deshalb nur zu einem geringen Teil im Magen-Darm­trakt aufge­nommen. Man spricht in diesem Fall auch von einer geringen Biover­füg­bar­keit, die seine thera­peu­ti­sche Anwen­dung limi­tiert. [43, 44]

Unter Beach­tung seiner nied­rigen Biover­füg­bar­keit, werden auf dem Markt haupt­säch­lich hoch­do­sierte Weih­rauch-Kapseln ange­boten. Vor diesem Hinter­grund wurde eine spezi­elle löslich­keits­ver­mit­telnde Tech­no­logie entwi­ckelt. Bei diesem paten­tierten Verfahren werden Boswel­lia­säuren in einem kugel­för­migen, mole­ku­laren Verbund aus ober­flä­chen­ak­tiven Verbin­dungen zu soge­nannten Mizellen geformt. Dieser soge­nannte Mizell-Weih­rauch gelangt deut­lich effek­tiver durch die Darm­schleim­haut. Das Ergebnis ist eine massive Stei­ge­rung der Biover­füg­bar­keit und dadurch letzt­lich auch der thera­peu­ti­schen Wirk­sam­keit. [45]

Mizellen-Weih­rauch ist eine Darrei­chung mit hoher Bioverfügbarkeit.

Wissen­schaft­liche Aner­ken­nung des Weihrauchs

Weih­rauch fand bereits 1872 im Deut­schen Arznei­buch 1 (DAB 1) Erwäh­nung. Im Ergän­zungs­band zum Deut­schen Arznei­buch 6 (DAB 6, 1953) war Weih­rauch­harz noch aufge­führt, geriet dann aber aufgrund einer fehlenden wissen­schaft­li­chen Daten­lage in Vergessenheit.

Infolge aktu­eller Bewer­tungen fand Weih­rauch 2005 seine Aufnahme als Arznei in die Mono­gra­phie „Indi­scher Weih­rauch“ des Deut­schen Arznei­mittel-Codex (DAC). Für die euro­päi­sche Ebene wurden seine quali­ta­tiven Para­meter im September 2006 in die Mono­gra­phie „Indian Fran­kin­cense“ (Olibanum indicum) des Euro­päi­schen Arznei­buchs (Ph. Eur.) aufgenommen.

Seine medi­zi­ni­sche Aner­ken­nung hat Weih­rauch schließ­lich beim euro­päi­schen Dach­ver­band der natio­nalen Gesell­schaften für Phyto­the­rapie (ESCOP) zur Unter­stüt­zung bei schmerz­hafter Osteo­ar­thritis sowie zur sympto­ma­ti­schen Behand­lung entzünd­li­cher Darm­krank­heiten gefunden. Die Mono­grafie der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion (WHO) führt wiederum als Anwen­dungs­ge­biete Arthritis, Bron­chi­al­asthma, Morbus Crohn, Colitis ulce­rosa und Rheuma auf. [2]

Weih­rauch hat wissen­schaft­liche Aner­ken­nung bei chro­nisch-entzünd­li­chen Erkran­kungen erhalten.

Zusam­men­fas­sung

Seit den 90er Jahren wurden vor dem Hinter­grund alter Über­lie­fe­rungen und Erfah­rungs­werte umfang­reiche Forschungs­ar­beiten über das Gummi­harz des Indi­schen Weih­rauchs durch­ge­führt. Dabei konnten dessen anti­ent­zünd­liche Wirkung bei chro­ni­schen Krank­heits­bil­dern unter Beweis gestellt werden. Auf Basis dieser wissen­schaft­li­chen Erkennt­nisse fand Weih­rauch-Harz seinen Eingang in verschie­dene Heil­pflanzen-Mono­gra­fien. In diesen wird ihm thera­peu­ti­sche Bedeu­tung in der unter­stüt­zenden Behand­lung von Auto­im­mun­krank­heiten zuer­kannt. Dazu zählen unter anderem Morbus Crohn, Colitis ulce­rosa, Multiple Skle­rose und die rheu­ma­toide Arthritis. Durch den ergän­zenden Einsatz von Weih­rauch könnte bei diesen chro­ni­schen Krank­heits­bil­dern eine Dosis­re­duk­tion der Stan­dard­me­di­ka­tion erzielt werden. Das größte Poten­tial für die thera­peu­ti­sche Anwen­dung zeigt dabei Weih­rauch in mizel­larer Form. Durch die Stei­ge­rung der Biover­füg­bar­keit ist bereits in geringer Dosis mit einer rele­vanten Wirkung zu rechnen.

Quellen

[1] Ammon, H.P.: Weih­rauch – Anwen­dung in der west­li­chen Medizin. Springer 1. Aufl. 2018

[2] Schil­cher, H. (Hrsg.): Weih­rauch, Gummi­harz des Olibanums indicum. Leit­faden Phyto­the­rapie. Urban & Fischer 5. Aufl. 2016

[3] Park, Y. S. et al.: Acetyl-11-keto-beta-boswellic acids (AKBA) is cyto­toxic for menin­gioma cells and inhi­bits phos­pho­ry­la­tion of the cellular-signal regu­lated kinase 1 and 2. Eicos­anoid Congress Boston (1999) 118

[4] Bert­sche, T.: Effekte poly­cy­cli­scher Triter­pene aus Boswellia spec. auf Mitogen-akti­vierte Kinasen in neutro­philen Granu­lo­cyten und Glio­blastoma-T98G-Zellen. [Disser­ta­tion] Eber­hard Karls Univer­sität Tübingen 2001

[5] Holtmeier,W. et al.: Rando­mized, placebo-controlled, double-blind trial of Boswellia serrata in main­tai­ning remis­sion of Crohn’s disease: good safety profile but lack of effi­cacy. Inflamm. Bowel. Dis. 2011; 17: Seite 573–582 https://​academic​.oup​.com/​i​b​d​j​o​u​r​n​a​l​/​a​r​t​i​c​l​e​/​1​7​/​2​/​5​7​3​/​4​6​3​6155 Abge­rufen am 12.12.2019

[6] Ammon, H. P.: Boswellic Acids and Their Role in Chronic Inflamm­a­tory Dise­ases. Advances in Expe­ri­mental Medi­cine and Biology . 2016; 928: Seite 291–327 https://​www​.ncbi​.nlm​.nih​.gov/​p​u​b​m​e​d​/​2​7​6​7​1822 Abge­rufen am 12.12.2019

[7] Etzel, R.: Special extract of Boswellia serrata (H15) in the treat­ment of rheu­ma­toid arthritis. Phytomed. 1996; 3: Seite 91–94. https://​www​.scien​ce​di​rect​.com/​s​c​i​e​n​c​e​/​a​r​t​i​c​l​e​/​a​b​s​/​p​i​i​/​S​0​9​4​4​7​1​1​3​9​6​8​0​0195Abge­rufen am 06.01.2020

[8] Werz, O.: Weih­rauch in der Therapie: Phar­ma­ko­lo­gi­sche Wirk­sam­keit oder doch nur Hokuspokus?Wirksamkeit oder doch nur Hokus­pokus? Power­point-Präsen­ta­tion 2007 https://​www​.uni​-muenster​.de › agver­spohl › werz_weihrauch091110 Abge­rufen am 19.12.2019

[9] Umar, S. et al.: Boswellia serrata extract atte­nuates inflamm­a­tory media­tors and oxida­tive stress in collagen induced arthritis. Phyto­me­di­cine 2014; 21(6): Seite 847–56 https://​www​.ncbi​.nlm​.nih​.gov/​p​u​b​m​e​d​/​2​4​6​6​7331 Abge­rufen am 06.01.2020

[10] Kang, J. J.: Compa­ra­tive anti-inflamm­a­tory effects of anti-arthritic herbal medi­cines and ibuprofen. Nat. Prod. Commun. 2014; 9(9): Seite 1351–1356 https://​www​.ncbi​.nlm​.nih​.gov/​p​u​b​m​e​d​/​2​5​9​1​8809 Abge­rufen am 06.01.2019

[11] Ammon, H. P.: Boswellic acids and their role in chronic inflamm­a­tory dise­ases. Adv Exp Med Biol 2016; 928: Seite 291–327 https://​link​.springer​.com Abge­rufen am 06.01.2020

[12] Kimmatkar, N. et al.: Effi­cacy and tole­r­a­bi­lity of Boswellia serrata extract in treat­ment of osteo­ar­thritis of knee ‒ a rando­mized double blind placebo controlled trial. Phyto­me­di­cine 2003; 10: Seite 3–7 https://​www​.scien​ce​di​rect​.com/Abge­rufen am 06.01.2020

[13] Sengupta, K. et al.: A double blind, rando­mized, placebo controlled study of the effi­cacy and safety of 5‑Loxin® for treat­ment of osteo­ar­thritis of the knee. Arthritis Res. Ther. 2008; 10 Article number R85 https://​arthritis​-rese​arch​.biomed​cen​tral​.com/​a​r​t​i​c​l​e​s​/​1​0​.​1​1​8​6​/​a​r​2461 Abge­rufen am 06.01.2020

[14] Sengupta, K. et al.: Compa­ra­tive effi­cacy and tole­r­a­bi­lity of 5‑Loxin® and Aflapin® against osteo­ar­thritis of the knee: a double blind rando­mized placebo controlled clinical study. Int .J. Med. Sci 2010; 7: Seite 366–377 https://​arthritis​-rese​arch​.biomed​cen​tral​.com/​a​r​t​i​c​l​e​s​/​1​0​.​1​1​8​6​/​a​r​2461 Abge­rufen am 06.01.2020

[15] Majeed, M.: A pilot, rando­mized, double-blind, placebo-controlled trial to assess the safety and effi­cacy of a novel Boswellia serrata extract in the manage­ment of osteo­ar­thritis of the knee. Phyto­ther. Res. 2019; 33(5): Seite 1457–1468. https://​online​li​brary​.wiley​.com/​d​o​i​/​f​u​l​l​/​1​0​.​1​0​0​2​/​p​t​r​.​6338 Abge­rufen am 06.01.2020

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[22] Gerhardt, H.: Therapie mit Weih­rauch bei Morbus Crohn EHK 2017; 66: Seite 166–171

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[24] Gerhardt, H.: Boswellia serrata – eine Kortison-Ersatz-Therapie? Z. f. Kompli­men­tärmed. 2009; 5: Seite 20–25

[25] Rosien, U.: Medi­ka­men­töse Behand­lung aktiver chro­nisch entzünd­li­cher Darm­er­kran­kungen . Arznei­ver­ord­nung in der Praxis 2017; Band 44 Heft 3: Seite 123–131

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[33] Niesen, Anja: Biolo­gisch wirk­same Boswel­lia­säure-Deri­vate. [Disser­ta­tion] Martin-Luther-Univer­sität Halle-Witten­berg 2008

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[41] Werz, O.: Weih­rauch als Heil­mittel. Fried­rich-Schiller-Univer­sität Jena 2012 https://​weih​rauch​-experten​.de/​w​e​i​h​r​a​u​c​h​-​s​t​u​d​ien/#

[42] Ammon, H.P.: Boswellic acids in chronic inflamm­a­tory dise­ases. Planta Med 2006; 72: Seite 1100–1116

[43] Heide­meier, A.: Entwick­lung und Anwen­dung von Methoden zur phar­ma­ko­ki­ne­ti­schen Unter­su­chung von Boswel­lia­säuren. [Disser­ta­tion] Justus-Liebig-Univer­sität Gießen 2006

[44] Krüger, Ph.: Unter­su­chungen zur Biover­füg­bar­keit von Boswel­lia­säuren in vitro und in vivo mittels LC-MS. [Disser­ta­tion] Johann Wolf­gang Goethe-Univer­sität Frank­furt am Main 2008

[45] Meins, J., Behnam, D., & Abdel-Tawab, M. (2018). Enhanced absorp­tion of boswellic acids by a micellar solu­bi­lized deli­very form of Boswellia extract. NFS Journal. https://​doi​.org/​1​0​.​1​0​1​6​/​j​.​n​f​s​.​2​0​1​8​.​0​4​.001

Dr. rer. nat. Jürgen Schwarzl
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