In der heutigen Welt haben viele Krankheiten scheinbar ihren Schrecken verloren. Bei bakteriellen Infekten werden Antibiotika eingenommen. Gegen viele Viren gibt es Impfstoffe. Und bei Schmerzen jeder Art nehmen wir Schmerzmittel ein. Diese Neuerungen sind eine große Errungenschaft und retten jährlich vielen Millionen Menschen das Leben. Jedoch bergen besonders Antibiotika und Schmerzmittel Gefahren für unsere Gesundheit: Die Gewöhnung an Antibiotika fördert Resistenzen, während Schmerzmittel langfristig schwere Nebenwirkungen entfalten.
Daher ist es von Vorteil, auch einen Blick auf traditionelle Medizin zu werfen. Besonders Kurkuma und Weihrauch sind seit etlichen Jahren ein fester Bestandteil der Medizin in vielen Kulturen. Sie helfen bei einer Vielzahl von Krankheiten und haben dabei kaum Nebenwirkungen. Jeder Pflanzenstoff an sich weist eine Reihe positiver Eigenschaften auf. Kombiniert man beide Stoffe jedoch, steigert das die Wirkung nochmal. Welches Potenzial in dem kombinierten Einsatz von Kurkuma und Weihrauch steckt, soll im Folgenden genauer beleuchtet werden.
Herkunft und Inhaltsstoffe von Weihrauch
Weihrauch ist das Harz auf der Rinde von Bäumen der Gattung Boswellia. Als traditionelles Heilmittel wird es schon seit Jahrhunderten in der ayurvedischen und traditionellen chinesischen Medizin verwendet. Es gibt verschiedene Arten von Weihrauch, die aus unterschiedlichen Arten der Boswellia gewonnen werden. Die häufigsten sind Boswellia serrata, Boswellia carterii und Boswellia sacra.
Im Weihrauch sind viele chemische Verbindungen enthalten, die entzündungshemmend und immunmodulierend wirken. Besonders die Boswelliasäure hat eine Schmerz- und Entzündungs-lindernde Wirkung. Außerdem wirkt die Säure antioxidativ und reduziert dadurch Zellschäden durch freie Radikale. Traditionell wird Weihrauch dazu verwendet, Atemwegsprobleme wie Husten oder Bronchitis zu lindern. Er wird dank seiner entzündungshemmenden Eigenschaften auch gerne bei Hautproblemen zur Beruhigung verwendet [1].
Herkunft und Inhaltsstoffe von Kurkuma
Kurkuma ist auch als Gelbwurz bekannt und stammt aus der Familie der Ingwergewächse. Hauptsächlich wird sie in Indien angebaut und ist für ihre leuchtend gelbe Farbe und ihren aromatischen Geschmack bekannt. Die Wurzelknollen der Kurkumapflanze werden zu einem feinen Pulver verarbeitet. Dieses Pulver wird als Gewürz beim Kochen verwendet.
In Kurkuma ist die aktive Verbindung Curcumin enthalten. Dieser Stoff weist viele gesundheitsfördernde Eigenschaften auf, darunter antioxidative und entzündungshemmende.
Im Körper hilft Curcumin Entzündungen zu reduzieren und wird daher gerne bei Arthritis und entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt. Dank seiner antioxidativen Wirkung bewahrt Curcumin Zellen vor Schäden durch freie Radikale und verlangsamt den Alterungsprozess. Traditionell wird Kurkuma auch zu Unterstützung der Verdauung eingesetzt und lindert Verdauungsbeschwerden, Blähungen und Völlegefühl.
Auch das Immunsystem wird vom Curcumin beeinflusst, indem es eine ausgewogene Immunantwort fördert. Es gibt auch schon Hinweise darauf, dass Curcumin potenzielle antikanzerogene Eigenschaften hat und eine Rolle bei der Krebsprävention spielt.
Kurkuma kann über die Nahrung oder als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. Da es jedoch aufgrund seiner chemischen Eigenschaften nur schwer in den Blutkreislauf aufgenommen wird, ist seine Wirkung begrenzt. Curcumin kann jedoch mit anderen Stoffen kombiniert werden, um seine Bioverfügbarkeit zu erhöhen und die gesundheitlichen Vorteile zu potenzieren [2,3].
Wirkungsweisen
Die Boswelliasäure ist für ihre entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt. Sie wirkt insbesondere durch die Hemmung der sogenannten Lipoxygenase. Das ist ein Enzym, welches an der Bildung entzündungsfördernder Moleküle, der sogenannten Leukotriene, beteiligt ist.
Leukotriene spielen eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Entzündungsreaktionen. Unter anderem weiten sie Gefäße, locken Immunzellen an und fördern die Freisetzung anderer Botenstoffe.
Hemmt die Boswelliasäure die Lipoxygenase, so werden auch weniger Leuktoriene ausgeschüttet. Dies bedeutet für den Körper eine geringere Entzündungsreaktion. Besonders bei chronischen Entzündungen kann Weihrauch daher helfen: Er reduziert Entzündungsreaktionen und unterbricht den selbstverstärkenden Prozess [4].
Curcumin greift ebenfalls in die Stoffwechselwege von Entzündungen ein. Die bioaktive Verbindung wirkt allerdings nicht auf die Lipoxygenase, sondern eher auf das Enzym Cyclooxygenase (COX). Dieses Enzym spielt eine wichtige Rolle bei der Produktion anderer entzündungsfördernder Moleküle, den Prostaglandinen.
Prostaglandine sind hormonähnliche Verbindungen, die Entzündungen, Schmerzen und andere Reaktionen im Körper regulieren. Man unterscheidet in zwei Hauptarten von Cyclooxygenasen: COX‑1 und COX‑2.
Curcumin hemmt die Aktivität der Cyclooxygenase, besonders die von COX‑2. Durch die Hemmung werden keine Prostaglandine mehr produziert und die Entzündung im Körper wird reduziert [5]. Curcumin und Weihrauch spielen also beide eine wichtige Rolle bei der Reduzierung von Entzündungen. Sie greifen beide aktiv in die Ausbildungen von Entzündungen ein, wirken jedoch auf unterschiedliche Enzyme im Körper.
Kombinierter Einsatz von Weihrauch und Kurkuma
Die Effekte von Curcumin und Weihrauch wurden auch schon in einigen Studien genauer untersucht. Bei einer Untersuchung an Arthrose-Patienten wurden 100 Teilnehmer mit entweder Curcumin und Weihrauch, herkömmlichen Medikamenten oder einem Placebo versorgt. Im Vergleich zur Kontrollgruppe verbesserten sich die Symptome bei den Betroffenen, wenn sie Curcumin und Weihrauch einnahmen. Im Vergleich mit den herkömmlichen Medikamenten konnten zwar keine Unterschiede in der Verbesserung der Entzündung festgestellt werden. Jedoch litten die Betroffenen, die die pflanzlichen Stoffe zu sich nahmen, weniger unter Magen-Darm-Beschwerden. Bei gleicher Wirksamkeit war das Wirkungs-Nebenwirkungs-Verhältnis der Pflanzenstoffe damit besser [7].
Diese Wirkung bei Arthrose konnte auch in mehreren anderen Studien bewiesen werden [8,9].
Ein natürlicher Synergismus?
Bei der Bekämpfung von Entzündungen weisen Curcumin und Weihrauch ein synergistisches Potential auf. Die Stoffe wirken zwar beide im Kern entzündungshemmend, haben aber komplementäre Wirkmechanismen. In einer Studie von Haroyan et al. wurde daher untersucht, ob dieser theoretische Synergismus auch in einer gesteigerten Wirkung resultiert. Dabei konnten die Forscher zeigen, dass Curcumin und Weihrauch in Kombination besser wirken als jeder Stoff allein für sich. 200 Individuen, die an Arthrose erkrankt sind, wurden über 12 Wochen Tabletten mit Weihrauch-Extrakt und Curcumin verabreicht. Kontrolliert wurde mit einem Placebo. Auch die Effekte auf nur Curcumin oder nur Weihrauch wurden untersucht. Schon nach drei Wochen sah man deutliche Verbesserungen im Vergleich zu Kontrollgruppe. Den größten Effekt auf die Symptome der Arthritis erfuhren aber die Betroffenen, die Curcumin und Weihrauch zusammen einnahmen [10].
Mizellen für die therapeutische Anwendung?
Curcumin und Boswelliasäuren haben dabei noch weitere Gemeinsamkeiten: Beide Substanzen sind kaum wasserlöslich und werden nur schlecht im Darm absorbiert. Man spricht in diesem Kontext auch von einer geringen Bioverfügbarkeit, die die Wirksamkeit limitiert [11,12].
In beiden Fällen wurden jedoch auch Methoden erprobt, um dieses Problem zu umgehen. Eine der effektivsten Verarbeitungsmethoden ist dabei die Darreichung als sogenannte Mizellen. Dabei handelt es sich um Moleküle, die in wässriger Umgebung fettlösliche Substanzen einschließen können. Auf diesem Weg können diese dann besser über die Darmschleimhaut ins Blut gelangen. Mit dieser Methode wurde die Bioverfügbarkeit von Weihrauch und Curcumin erfolgreich gesteigert [13,14]. Für Curcumin konnte sogar gezeigt werden, dass es zu einer langfristigen Akkumulation und dadurch Wirksamkeit kommt [15]. Entsprechend erwies sich die Darreichung als Mizelle im einzigen, bislang publizierten Direktvergleich als mit Abstand effektivste Methode [16].
Fazit
Curcumin und Weihrauch greifen aktiv in Entzündungsprozesse im Körper ein. Sie hemmen Enzyme, die Entzündungsmediatoren produzieren. Dadurch verringern sie die Symptome von Erkrankungen wie beispielsweise Arthrose.
Curcumin hemmt dabei eher Cyclooxygenasen, während Weihrauch auf die Lipoxygenase wirkt. Kombiniert man beide Stoffe miteinander, so kann man die Entzündung von zwei Seiten angreifen. Die positiven Effekte von beiden Stoffen allein und in Kombination miteinander konnten schon in mehreren Studien bestätigt werden. Dabei konnte nicht nur das synergistische Potential demonstriert werden. Die Pflanzenstoffe zeigten auch wiederholt ein günstigeres Nebenwirkungsprofil als gängige Medikamente. Speziell in Form bioverfügbarer Mizellen könnten Curcumin und Weihrauch dabei zukünftig bei entzündlichen Erkrankungen Anwendung finden.
Quellen
- Boswellia | Memorial Sloan Kettering Cancer Center (mskcc.org) (7.8.2023)
- Mayo Clinic Q and A: Turmeric for healthier diet, pain relief — Mayo Clinic News Network (7.8.2023)
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